Vier Wochen stand alles komplett still. Insgesamt 340 Angestellte mussten zu Hause bleiben. Ab Mitte April fuhr Olivier Hägeli (47) dann die Produktion wieder hoch. Ganz langsam. Inzwischen laufen die Maschinen der Willemin-Macodel in Delsberg mit halber Kraft, obwohl die Auftragsbücher gefüllt sind. «Der Stillstand war wichtig», sagt der Patron zu BLICK. «Wir müssen jetzt aber wieder richtig arbeiten können.» Doch das kann er nicht.
1974 begann der Vater mit einer Fräsmaschine ‒ die erste Maschine zum Kopieren komplexer Formen für die Uhrenindustrie. Inzwischen verlassen jährlich rund 200 Maschinen die Produktion. Willemin-Macodel im Jurabogen – einer Region, die auch «Wiege der Mikrotechnik» genannt wird – ist auf Kurzarbeit. Und ist blockiert. Wie so viele andere Exporteure der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM).
Direktor: «Wir sind blockiert»
Hägeli berichtet: Es gehe um eine Lieferung von fünf Hightech-Maschinen an einen chinesischen Kunden. Name streng geheim. Aber bekannt, wie so viele Willemin-Macodel-Kunden der Medizinaltechnik- und Uhrenbranche. Die Maschinen stehen seit Wochen zum Versand bereit. Sie bleiben es auch auf nicht absehbare Zeit. «Wir sind blockiert, weil die drei Techniker unseres Kunden nicht in die Schweiz kommen können, um diese Maschinen abzunehmen.» Diese Abnahmevorgänge sind klar geregelt.
«Ohne genau protokollierte Abnahme können weder der Transport noch die Installation vor Ort, geschweige denn die Rechnungsstellung erfolgen», sagt Hägeli. Ist die Abnahme durch den Kunden dann einmal durch, die Lieferung im Zielland angekommen, geht es weiter. «Dann müssen unsere Spezialisten nach China reisen, um die Maschinen vor Ort zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Aber das ist auf absehbare Zeit ebenfalls nicht möglich.» Und erst wenn all das durch ist, werden die Maschinen vom Kunden bezahlt. Erst dann kommt Geld rein.
Willemin-Macodel ist kein Einzelfall
Die Firma Willemin-Macodel sei kein Einzelfall, sagt Swissmem-Präsident Hans Hess (65). Er kenne viele weitere solcher Beispiele in seinem Industrieverband.
Hägeli, bei dessen Firma der Exportanteil am Umsatz über 75 Prozent beträgt, kann sich trotz Corona-Krise glücklich schätzen. «Wir sind finanziell unabhängig», sagt er. Dennoch müsse er sich um die Liquidität Sorgen machen, wenn die Grenzen weiterhin dicht blieben und die Reisebeschränkungen nicht gelockert würden.
«Wir können nur warten», sagt Hägeli. So füllen sich zwar die Lager, die Kassen aber bleiben leer.