Wie viele Impfungen braucht es noch? In Israel, Dänemark, Chile oder Ungarn verimpft man bereits die vierte Impf-Dosis an über Sechzigjährige und Hochrisikopatientinnen. Inzwischen hat sich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu geäussert.
«Kein Land kann sich aus der Pandemie rausboostern», sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Nur dank Booster-Impfungen könne man nicht einfach alle Massnahmen aufheben. «Zahlreiche Booster-Programme verlängern die Pandemie eher, als dass sie sie enden können», so der WHO-Chef weiter. So würden nämlich noch mehr Impf-Dosen an Länder vergeben, die bereits eine höhere Impfrate besitzen. In Ländern mit weniger zur Verfügung stehenden Dosen könne das Virus dann weiter mutieren.
Warnung vor überfordertem Immunsystem
Vorschlag der WHO: Statt Booster-Programmen soll zuerst eine globale Impfquote von 40 Prozent Doppelimpfungen erreicht werden. Tedros Adhanom Ghebreyesus appelliert deshalb an die Solidarität der Staaten. WHO-Impfexperten warnten ausserdem vor einer «Überladung» des Immunsystems. In Grossbritannien, dem Vorreiter während der ersten Impfung, hat man sich zwischenzeitlich gegen eine vierte Impfung entschieden.
Doch nicht alle zeigen sich mit der WHO einverstanden. Die nationale Impfkommission in Israel empfiehlt allen Erwachsenen eine vierte Dosis mit dem Biontech-Pfizer-Impfstoff. Am Sheba Medical Center in Tel Aviv zeigte eine kleinere Studie erhöhte Antikörper innerhalb einer Woche. Es gab gar etwas mehr Antikörper als nach der dritten Dosis.
Noch vieles unklar
Auch Anthony Fauci, der amerikanische Gesundheitsberater, schliesst einen zweiten Booster aufgrund der Corona-Pandemie in den USA nicht aus. In den USA als auch in Kanada impft man bereits jetzt schon Personen mit Immunkrankheiten zum vierten Mal.
Wie viel der vierte Piks tatsächlich bringt oder wie lang die erhöhten Antikörperwerte anhalten, ist allerdings noch nicht klar. Biontech-Pfizer gab kürzlich bekannt, an einem Impfstoff spezifisch gegen die Omikron-Variante zu forschen. Dieser soll für 18 bis 55-jährige zum Einsatz kommen.