Die russischen Oligarchen sind in Ungnade gefallen: Ihre Yachten sind blockiert, ihre Privatjets gegroundet, ihre Villen beschlagnahmt. Doch nun zeigt sich: Die Strafmassnahmen gegen den russischen Macht- und Geldzirkel sind lückenhaft.
Ausgerechnet einige der reichsten Oligarchen bleiben bisher von den Sanktionen verschont! Von den 20 reichsten Männern Russlands sind 10 ganz oder teilweise von den Sanktionen ausgenommen, schreibt die «SonntagsZeitung».
Putin-nah aber nicht sanktioniert
Darunter Wladimir Potanin (61), der reichste Mann Russlands. Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt sein Vermögen auf gut 28 Milliarden Dollar. Er steht auf Platz 97 der reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen stammt vor allem aus dem Bergbau, so hält er über seine Interros-Holding unter anderem 30 Prozent an Norilsk, dem weltgrössten russischen Nickelproduzenten. Er gilt als Putin-nah – und steht trotzdem auf keiner Sanktionsliste.
Auch Leonid Michelson (66), der zweitreichste Russe, ist bislang von Sanktionen verschont geblieben. Laut «Forbes» verfügt er über knapp 23 Milliarden Dollar, steht auf der aktuellen Liste der Reichsten auf Platz 130. Sein Vermögen stammt aus dem Gasgeschäft.
Auch der Stahlmagnat Wladimir Lissin (65) steht auf keiner Sanktionsliste. Sein Vermögen bewegt sich laut «Forbes» zwischen 18 und 25 Milliarden Dollar. Im Vergleich zu Potanin und Michelson gilt Lissin allerdings als weniger Putin-nah. So hat er den Krieg in der Ukraine als «nicht zu rechtfertigende grosse Tragödie» kritisiert.
Stabilität am Rohstoffmarkt
Die Liste liesse sich weiterführen. Warum ausgerechnet diese superreichen Oligarchen ganz oder teilweise von den Sanktionen ausgenommen sind, ist unklar. Laut «SonntagsZeitung» sind diese Russen und ihre Verstrickungen im Rohstoffsektor für den Westen zu wichtig. Eine Sanktionierung ihrer Unternehmen könnte zu massiven Kursexplosionen etwa bei Gas, Öl, Nickel und Palladium führen – Rohstoffe, auf die die westlichen Industrien dringend angewiesen sind.