Bei Stahl Gerlafingen gehts drunter und drüber. Mitte Oktober wurden 120 Entlassungen angekündigt. Dies, nachdem bereits im Frühling 59 Arbeiter ihren Job verloren hatten. Das Werk baut damit innerhalb eines Jahres ein Drittel aller Stellen ab. Für alle 500 Angestellten gilt Kurzarbeit. Der Besitzer von Stahl Gerlafingen, Antonio Beltrame, hat in einem Interview gesagt, dass eine Werkschliessung droht. «Ich bin ein Unternehmer. Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», so der Firmeninhaber vor einer Woche.
Am Montagmorgen haben sich nun mehrere Hundert Angestellte von Stahl Gerlafingen auf dem Bundesplatz in Bern versammelt. Sie protestierten gegen die Abbaupläne ihres Arbeitgebers. Die Protestierenden forderten den Verbleib des Stahlwerks und einen Verzicht auf weitere Entlassungen. «Retten Sie diese Arbeitsplätze», appellierte Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und SP-Ständerat, an den Bundesrat.
«Seit ich politisiere, setze ich mich für das Unternehmen ein»
Blick konnte mit dem Solothurner alt Ständerat Roberto Zanetti (69) vor dem Bundeshaus sprechen. Er war es, der die Firma vor 27 Jahren einst gerettet hatte. «Stahl Gerlafingen begleitet mich schon mein ganzes Leben. Mein Vater hat dort gearbeitet, die Väter meiner Kollegen. Seit ich politisiere, setze ich mich für das Unternehmen ein: als ehemaliger Gemeindepräsident von Gerlafingen, später im Parlament», sagt er. «Es ist wichtig, dass die Wirtschaftskommission des Ständerats nun die Motion ‹Soforthilfe für Stahl Gerlafingen› traktandiert und möglichst noch in der Wintersession ins Parlament bringt.»
Stahl Gerlafingen ist gemäss der Gewerkschaft Syna der grösste Recycling-Betrieb der Schweiz. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Group.