Schon wieder Job-Schock – 120 Angestellte weg, wird das Werk geschlossen?
Besitzer von Stahl-Gerlafingen greift Bundesrat an

Stahl Gerlafingen entlässt erneut über hundert Mitarbeitende. Firmeninhaber Antonio Beltrame kritisiert die Energiepolitik und fordert gleiche Bedingungen wie die Konkurrenz. Eine Schliessung des Werks sei nicht ausgeschlossen.
Publiziert: 13.10.2024 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2024 um 13:17 Uhr
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Bei Stahl Gerlafingen kommt es zu 120 Entlassungen.
Foto: Blick

Auf einen Blick

  • Stahl Gerlafingen entlässt 120 Mitarbeitende
  • Besitzer Beltrame kritisiert den Bundesrat und die Energiepolitik
  • Werk informierte Bundesräte Rösti und Parmelin frühzeitig
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Hiobsbotschaft vor dem Wochenende: Bei Stahl Gerlafingen kommt es zu 120 Entlassungen. Dies, nachdem bereits im Frühling 59 Arbeiter ihren Job verloren hatten. Das Werk baut damit innerhalb eines Jahres ein Drittel aller Stellen ab. Für alle 500 Angestellten gilt Kurzarbeit.

Der Besitzer von Stahl Gerlafingen, Antonio Beltrame, hat sich in einem Interview in der «NZZ am Sonntag» geäussert – und den Bundesrat kritisiert. Das Stahlwerk will er nicht aufgeben. Doch würden der Schweizer Staat und die Energiepolitik ihn schliesslich dazu zwingen, so Beltrame.

Das Stahlwerk habe die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin frühzeitig über problematische Rahmenbedingungen informiert, sagte Beltrame im Interview weiter. Stahl Gerlafingen ist die Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Gruppe, von der er Verwaltungsratspräsident ist.

«Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren»

Beltrame bestätigte im Interview, dass in Gerlafingen SO erneut über hundert Personen entlassen werden. 120 Mitarbeitende sind nach Angaben des kaufmännischen Verbands und der Gewerkschaften Syna und Unia vom Freitag betroffen. 

Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, bestehe das Risiko einer Schliessung, sagte Beltrame. «Ich bin ein Unternehmer. Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», sagte der Firmeninhaber. Den Bundesräten Rösti und Parmelin sei das bekannt. Als Drohung will er seine Aussage nicht verstanden wissen. Er informiere einfach über die schwierige Situation.

«Wir wollen übrigens auch keine Subventionen», sagte er und forderte die gleichen Bedingungen wie die Konkurrenz. Das Stahlwerk habe 2023 wegen der gestiegenen Energiekosten viel Geld verloren. Frankreich und Italien habe in dieser Zeit den Strom für die Industrie verbilligt, sagte Beltrame.

Nicht systemrelevant laut Parmelin

Der Nationalrat hatte Ende September sofortige Hilfe für das bedrohte Stahlwerk in Gerlafingen gefordert. Der Bundesrat wurde beauftragt, zusammen mit dem Standortkanton Solothurn und dem Unternehmen Sofortmassnahmen zu ergreifen, um das Werk zu retten. Notrecht wollte der Nationalrat dabei nicht ausschliessen.

Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt. Stattdessen setzt er auf bessere Rahmenbedingungen und – was Branchen mit hohem Stromverbrauch angeht – auf energie- und klimapolitische Massnahmen.

Für systemrelevant hält Parmelin die Stahlindustrie nicht, wie der Wirtschaftsminister im März zum Schweizer Radio SRF sagte. Dagegen wehrte sich nun Beltrame: Die Schweiz brauche Baustahl. «Wir sind für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz durchaus zentral und systemrelevant», sagte er der Zeitung.

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