Das Lob aus dem Mund von Jürg Bühlmann ist schmeichelhaft. Die CS-Mitarbeitenden in der Schweiz hätten das Firmenkundengeschäft sehr erfolgreich betrieben, verkündet das Konzernleitungsmitglied der Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf deren Website. Es ist ein letzter Gruss an einen fallierten Konkurrenten – und wohl auch ein diskreter Aufruf, sich bei der ZKB, der grössten Kantonalbank des Landes, zu melden. Denn diese ist auf Vorwärtskurs und kann erprobte Banker mit vielfältigen Kundenkontakten bestens brauchen, zumal im Geschäft mit Schweizer Firmen.
Da hat die Bank aus Zürich einiges vor. Aber da sie systemrelevant ist und mit einer Staatsgarantie agiert, hält sie sich lieber etwas zurück. Sie will wachsen, klar, aber nicht zu stark. Sie will Gewinne einfahren, aber nicht zu viel. Sie will Kundschaft an Land ziehen, aber bitte nicht zu laut. Und vor allem will sie «die nahe Bank» sein, wie sie seit 25 Jahren auf jedem Inserat verspricht. Obwohl sie längst schweizweit agiert – und das halbe Land mit Werbeplakaten für ihr Private-Banking-Angebot vollpflastert.
ZKB wirbt bei den Kollegen für gemeinsames Vorgehen
Der Angriff rollt längst: Nach dem Private Banking ist Corporate Switzerland das nächste Jagdrevier. In diesem Geschäft will die ZKB nun auch stärker in Gebiete vorstossen, wo sonst die Grossbanken die Platzhirsche sind: Konsortialkredite. Dabei schliessen sich mehrere Banken zusammen, um einem Unternehmenskunden gemeinsam einen Grosskredit anzubieten – so wird das Risiko verteilt. Dem Vernehmen nach strebt die ZKB hier eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Kantonalbanken an – die Führung läge bei der grössten von ihnen, der ZKB.
Ende August warb sie im Kreise der Kantonalbanken für ein gemeinsames Vorgehen, wie ein Kantonalbänkler erzählt. An einer Veranstaltung des Kantonalbankenverbands VSKB habe der ZKB-Vertreter die Pläne vorgestellt und dazu aufgerufen, die Chance zu nutzen, die sich aus der CS-Übernahme ergebe.
In die Traktanden des Meetings hat es das Geschäft indes nicht geschafft. Offiziell gebe es keine VSKB-Projekte in die Richtung einer formalisierten Zusammenarbeit der Kantonalbanken, sagt ein Verbandsvertreter. Allerdings könne er nicht ausschliessen, dass im Kreise des Verbands informell über das Thema gesprochen worden sei.
ZKB-Sprecher Marco Metzer bestätigt die Ambitionen: «Als neue Nummer zwei im nationalen Markt will die Zürcher Kantonalbank in diesem Geschäft im Rahmen ihrer bewährten Risikostrategie weiter wachsen und dafür die Finanzkraft der Kantonal- und Regionalbanken stärker bündeln.» Schliesslich sei man in allen Bereichen tätig, die auch eine Grossbank anbietet – und das mit einem formidablen AAA-Rating.
Die Zahlen belegen die Ambitionen. 2021 stieg das Volumen von Konsortialkrediten bei der ZKB auf 8 Milliarden Franken, 2022 waren es knapp 9 Milliarden. Und 2023 könnte man die 10-Milliarden-Grenze knacken.
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Gegenüber der «Handelszeitung» hatte Firmenkunden-Chef Bühlmann daher schon forsch eine Verdoppelung des Wachstums seines Bereichs in Aussicht gestellt: Wuchs die ZKB im Firmenkundengeschäft pro Jahr um zwei bis drei Prozent, sollen es nun drei bis vier Prozent sein.
Kampf um KMU-Kunden
Bei den grossen Finanzierungstickets bei einer Roche oder Novartis, wo schon mal eine Milliarde Franken gefragt sind, kann die ZKB als Leaderin nicht antreten, bei Kreditvolumen zwischen 50 und 400 Millionen – wie bei mittelgrossen Firmen – aber schon. Wie das geht, hat die ZKB bei der Finanzierung von Midcaps wie Messe Basel, Dormakaba oder Meyer Burger vorexerziert.
Mit der Integration der CS Schweiz ist zudem ein Gerangel um die KMUs entbrannt. Heiss umkämpft sind Firmen mit einem Umsatz von 100 Millionen bis zu einer Milliarde. Viele ihrer Firmenchefs sind verunsichert und schauen sich nach neuen Bankverbindungen um. Denn mit dem Exit von Marktleader CS muss sich jeder CEO oder jede CFO überlegen, ob er oder sie zur mächtigen UBS wechseln soll. «Wenn mittelgrosse Schweizer Firmenkunden ihre Kredite verlängern oder neu abschliessen, werden sie sich überlegen, wie sie das Exposure gegenüber der fusionierten Grossbank neu verteilen können», sagt ZKB-Sprecher Metzler.
Was er nicht sagt: In diesem Feld will die ZKB zulegen, mit Kapitalerhöhungen oder Firmenkrediten von 50 bis 300 Millionen. Doch es gibt Widerspruch: Ausländische Banker kündigen an, in der Schweiz ihre Präsenz zu verstärken und sich als Alternative zur CS zu gerieren. Forsch sind die Deutsche Bank und die Commerzbank, die explizit im attraktiven Schweizer Firmenkundengeschäft wachsen wollen. «Wir werden derzeit mit Anfragen von Kunden regelrecht geflutet», verkündete Commerzbank-Chef Manfred Knof im «Handelszeitung»-Interview. Die aktuelle Lage biete gute Chancen für weiteres Wachstum.
Bei der Schweizer Konkurrenz hört man die Klänge, doch man gibt sich selbstbewusst. Auch weil KMUs vorab eine Schweizer Lösung favorisieren. Gemäss Umfrage der M&A Boutique IFBC unter Midcaps sehen 96 Prozent Kantonalbanken als Alternative zur Credit Suisse, bei ausländischen Banken sind es 47 Prozent. Das liegt auch daran, erklären Unternehmer, dass sie auf langfristige Beziehungen bauen, bei einem Ausländer sei man dagegen von der Laune in der Konzernzentrale in Paris oder Frankfurt abhängig.
Forsches Wachstum bei Grosskrediten
Das Geschäft mit Firmen ist attraktiv, weil es dauerhaft ist, zudem locken – je nach Risiko – Margen von 1,5 bis 3 Prozent. Und es winkt Potential fürs Cross-Selling, indem man den Firmen weitere Bank-Dienstleistungen verkaufen kann.
Vermiesen könnte die Offensive die Politik, denn die will das Eigenkapital massiv erhöhen, bis 30 Prozent stehen zur Debatte. Darauf sind – neben den Banken – auch die Firmenchefs wenig erpicht, weil zusätzliche Auflagen Kredite verteuern und gleichzeitig die Eintrittshürden für ausländische Player erhöhen.