Weisse-Arena-Präsident Reto Gurtner
«Wir haben das Vail-Resorts-Modell kopiert und verbessert»

Der US-Riese Vail Resorts will seit Jahren in Europa Fuss fassen. Nun steigt der Resortbetreiber mit seinem Geschäftsmodell in Andermatt UR ein. Ganz so neu ist dieses in der Schweiz jedoch nicht: Die Destination Laax GR hat sich schon lange «veramerikanisiert».
Publiziert: 30.03.2022 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2022 um 09:29 Uhr
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Bergkönig Reto Gurtner hat das Modell von Vail Resorts in seiner Weissen Arena in Graubünden kopiert.
Foto: Andrea Brunner
Martin Schmidt

Die Zusammenarbeit in vielen Bergdestinationen ist schwierig, ja zuweilen ein Pulverfass. In einem Punkt sind sich zwar alle einig: Bergbahnen, Hotels, Skischulen, Restaurants und Geschäfte wollen alle möglichst viel an den Gästen im Ort verdienen. Die Frage, wie dies am besten gelingt, sorgt unter den Unternehmern aber immer wieder für Krach.

Ein völlig anderes Geschäftsmodell verfolgt der US-Riese Vail Resorts, der diese Woche in Andermatt UR eingestiegen ist. Der grösste Skiresortbetreiber der Welt kauft in seinen Destinationen alle möglichen Geschäfte auf und punktet bei seinen Gästen mit einem Angebot aus einer Hand. International greift dieses Modell immer mehr um sich, in der Schweiz ist es hingegen noch ziemliches Neuland – mit Ausnahme von Laax GR. «Wir haben das Modell der Amis kopiert und verbessert», sagt Bergkönig Reto Gurtner (67) zu Blick.

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Betriebe arbeiten sich gegenseitig in die Taschen

Gurtner ist Präsident der Weissen Arena, die im Gebiet Flims Laax Falera 1200 Mitarbeiter beschäftigt und neben den Bergbahnen auch zahlreiche Hotels, Skischulen und Restaurants betreibt. Während andere Destinationen darunter leiden, dass viele Kleinbetriebe nur an den eigenen Geldsack denken, arbeiten die Betriebe der Weissen Arena einander gegenseitig in die Taschen. «Wir versuchen, mit unseren Angeboten über die gesamte Destination so viel Wertschöpfung wie möglich zu generieren», so Gurtner.

Der Erfolgsunternehmer nennt ein Beispiel: «Ein Hotelier will normalerweise einfach seine Betten füllen, ganz egal, ob darin Wanderer, Langläufer oder Skifahrer schlafen. Für die Bergbahn ist es aber viel besser, wenn die Hotels vor allem Ski- und Snowboardfahrer anlocken.» Die Betriebe der Weissen Arena haben es deswegen gezielt auf Wintersportler abgesehen.

Umsatz der Skischule verdoppelt

Die Weisse Arena hat ihre Umsatzmaschinerie perfektioniert, wie das Beispiel der Skischule zeigt. Die Bergbahnen haben wegen der Skischulen den VIP-Skipass «Blue Line» eingeführt, mit dem die Gäste nicht am Lift anstehen müssen. Danach hat sich der Umsatz der Schulen verdoppelt. «Die Skischulkunden bezahlen nicht fürs Anstehen am Lift», sagt Gurtner.

Dank Gurtner ist Laax mittlerweile eine der erfolgreichsten Destinationen der Schweiz. Der Weg dorthin war jedoch steinig und dauerte mehrere Jahrzehnte. «Es hat viel Überzeugungsarbeit gebraucht, die verschiedenen Betriebe integrieren zu können», sagt Gurtner.

Vail Resorts wollte die Weisse Arena kaufen

Sein Geschäftsmodell geht voll auf: Trotz Pandemie spielte die Weisse Arena im Geschäftsjahr 2020/21 bei einem Umsatz von knapp 90 Millionen Franken einen Gewinn von 2,6 Millionen Franken ein. In diesem Jahr dürften die Zahlen deutlich besser ausfallen.

Gurtners Erfolg sprach sich auch bis nach Amerika rum. «Vail Resorts wollte die Weisse Arena vor Jahren kaufen», erzählt er. An einem Verkauf hat der Bergkönig jedoch kein Interesse. «Was will ich mit dem Geld? Mir ging es darum, für die Mitarbeiter, die Bewohner und auch für die Gäste im Ort ein nachhaltiges Modell aufzubauen.»

Dass Vail Resorts nun in Andermatt eingestiegen ist, begrüsst Gurtner hingegen: «Sie bringen das nötige Wissen mit, und der Schweiz wird der zusätzliche Wettbewerb guttun.» Einen Tipp will er den Amerikanern aber mit auf den Weg geben: «Die Destination muss von den Leuten im Dorf getragen werden. Die Gäste wollen die lokale Kultur erleben.»

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