Es ist die Bevölkerungsgruppe mit der höchsten Eigenheimquote überhaupt: Rentner zwischen 65 und 80 Jahren besitzen in der Schweiz zu über 40 Prozent ihr eigenes Haus. Und bleiben darin vorerst auch wohnen. Das zeigt eine neue Studie der Zürcher Kantonalbank, die BLICK vorliegt.
Die Corona-Pandemie hat das Leben der zwischen 65- bis 80-Jährigen grundlegend verändert. Seit Mitte März finden sie sich als Risikogruppe in einer schwer vorhersehbaren Situation wieder. Das hat nun Folgen für den Immobilienmarkt: Die neue Studie zeigt, dass Rentner seit März im Vergleich zum langjährigen Mittel 10 bis 20 Prozent weniger umgezogen sind. Ein Wohnortwechsel ist offensichtlich mit zu vielen Risiken verbunden: «Die Pandemie führt dazu, dass ältere Leute einen Umzug als Gefahr sehen», sagt Ruedi Tanner (56), Präsident der Schweizerischen Maklerkammer SMK.
Kaum mehr Eigenheime für Junge
Weil sie den Kontakt mit Fremden – beispielsweise Angestellte eines Zügelunternehmens – vermeiden wollen, schieben gerade Ältere einen Umzug derzeit bewusst auf die lange Bank. Die über 80-Jährigen halten sich als Hochrisikogruppe sogar noch stärker zurück: Sie zogen im Vergleich zum langjährigen Mittel 20 bis 30 Prozent weniger um. Und das gilt nicht nur für Umzüge, sonder laut der Studie auch für den Übertritt ins Altersheim: So sanken die Anzahl Umzüge in solche Institute um 8 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. «Immer wieder gibt es in den Medien Berichte über Corona-Fälle in Altersheimen oder von infiziertem Personal», so Tanner. «Das hat natürlich eine abschreckende Wirkung.» Hinzu kommt das Besuchsverbot von Angehörigen.
Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Konsequenzen: «Kurzfristig kommen dadurch weniger Eigenheime auf den Markt», sagt Ursina Kubli (41), Leiterin der Immobilienmarktforschung bei der ZKB. Zumal die Eigenheime der Rentner nach dem Umzug meist entweder innerhalb der Familie genutzt oder verkauft würden. Berechnungen zufolge sind zwischen April und Ende September im Kanton Zürich beispielsweise über 120 Eigenheime weniger auf den Markt gekommen. Das entspricht laut der Studie einem Einbruch auf dem Eigenheimmarkt von über 10 Prozent.
Noch höhere Preise?
Und das gilt nicht nur für den Kanton Zürich, sagt Kubli. «Diese Entwicklungen dürfte in anderen Kantonen, namentlich in den Kantonen Tessin, Graubünden sowie in der Romandie sogar noch ausgeprägter sein», sagt Kubli. Der Kanton Zürich sei bezüglich Coronafälle in der ersten Welle im Vergleich zu anderen Regionen relativ glimpflich davon gekommen.
«Gerade im aktuell ausgetrockneten Eigenheimmarkt wirbelt diese Angebotsverknappung zusätzlich Staub auf», sagt sie. Die Entwicklung sei mitverantwortlich für die Preissteigerungen, die derzeit im Markt zu beobachten seien.
«Für Eigenheim-Suchende bedeutet das nichts Gutes», sagt Kubli. Sollten gerade ältere Eigenheimbesitzer weiterhin den Umzug in eine kleinere Mietwohnung oder in ein Alters- oder Pflegeheim aufschieben, würde das die Preise nur noch weiter nach oben treiben.
Dabei kann sich schon heute nur noch jeder zehnte Mieter Wohneigentum leisten.