Eigenheime sind in der Schweiz heiss begehrt. Daran konnte nicht einmal die Corona-Krise etwas ändern. Laut aktuellen Zahlen ist Wohneigentum schwieriger zu finden denn je. Denn während überall Wohnüberbauungen gebaut werden, nimmt das Angebot an Einfamilienhäusern ab. Das gilt vor allem in den Agglomerationsgemeinden der Grosszentren.
In den Agglomerationen wird derzeit pro Quartal knapp ein Viertel weniger solcher Objekte inseriert als im 10-Jahres-Schnitt. Das zeigen die Zahlen des neuen Immo-Monitoring von Wüest Partner. «Das knappe Angebot auf der einen Seite und das steigende Interesse auf der anderen Seite lässt die Preise in die Höhe schnellen», sagt Robert Weinert, Immobilienexperte von Wüest Partner.
Grosser Run auf Eigenheime
«Beobachtet man die Preisentwicklung der letzten zwölf Monate, ist ein regelrechter Run auf Eigenheime zu erkennen», sagt auch Martin Waeber, Chef von Immoscout. Zahlen von Wüest Partner zeigen: Während der Marktwert für ein 6- bis 6,5-Zimmer-Einfamilienhaus vor zehn Jahren noch bei einem Median von 850'000 Franken lag, liegt dieser heute bei rund 1,15 Millionen Franken. Der Medianwert bedeutet: Die Hälfte der Häuser sind günstiger, die andere Hälfte teurer.
Trotz der Corona-Krise sind die Preise im Frühling weiter angestiegen. So betrug der Anstieg zwischen dem zweiten Quartal 2019 und dem zweiten Quartal 2020 3,3 Prozent. Und der Trend nach oben gilt für fast alle Regionen der Schweiz.
So knapp ist das Angebot
Die neue Studie zeigt, dass es besonders in Zürich, Luzern, Lausanne, Basel und Genf schwierig ist, ein Haus für unter einer Million zu finden. Das liegt nicht nur an den hohen Quadratmeterpreisen, sondern auch daran, dass das Angebot insgesamt extrem klein ist. In gewissen Regionen wurden im zweiten Quartal 2020 weniger als 50 Inserate ausgeschrieben. «Das gilt nicht nur für Grosszentren wie Zürich», so Weinert. «Sondern auch zum Teil für ländliche Gebiete im Berner Oberland und Graubünden.»
Doch es gibt sie noch, die Eigenheime unter einer Million Franken: In gewissen Regionen der Schweiz sind sogar 60 Prozent oder mehr aller Einfamilienhäuser, die ausgeschrieben sind, unter dieser magischen Preisgrenze. Das gilt beispielsweise für den Oberaargau, fürs Toggenburg, für Schaffhausen, Burgdorf BE und Solothurn. Es sind tendenziell abgelegene Gebiete. Doch auch im Raum Winterthur und St. Gallen sind noch 20 bis 40 Prozent der Häuser für unter einer Million erhältlich.
Ländliche Gebiete erleben Aufschwung
Die Nachfrage dürfte sich laut den Experten durch die zunehmende Verbreitung von Homeoffice in nächster Zeit mehr in den ländlichen Raum verlagern. «In der nächsten Zeit werden sicher auch etwas abgelegenere Häuser an Attraktivität gewinnen», sagt Waeber von Immoscout. Wer statt fünfmal nur noch dreimal pro Woche pendeln muss, nimmt auch einen längeren Weg in Kauf.
Wer bereit ist, auf dem Land nach einem Eigenheim zu suchen, muss sich für unter einer Million Franken auch nicht mit einem renovierungsbedürftigen Objekt zufriedengeben. BLICK hat den Test gemacht und die aktuellen Angebote unter einer Million Franken unter die Lupe genommen. Unter anderem hat das Immobilienunternehmen Engel & Völkers in der Stadt Schaffhausen derzeit ein Terrassenhaus mit 4 Zimmern und Weitblick für 795'000 Franken ausgeschrieben. Etwas ländlicher gelegen, in Heimenhausen im Oberaargau, verkauft Premium Homes derzeit ein Einfamilienhaus mit 4,5 Zimmern für 575'000 Franken.
Ein Neubau unter einer Million
Ein Neubauprojekt für Häuser unter einer Million Franken plant das Immobilienunternehmen Rizzo in Altikon ZH. Die geplanten 5,5-Zimmer-Doppeleinfamilienhäuser sollen 950'000 Franken kosten. Im Neckertal SG wird ein weiteres Neubauprojekt von Freestar Immobilien realisiert. Dort entstehen zwei freistehende 6,5-Zimmer-Einfamilienhäuser für 820'000 und 850'000 Franken.
«Die Lage hat natürlich einen grossen Einfluss auf den Preis», sagt Experte Weinert. Entscheidend könne beispielsweise sein, ob die ländlichen Gemeinden eine Schule haben oder die Kinder dafür ins Nachbardorf müssten. Oder wo sich die nächste Einkaufsgelegenheit befinde. Aber auch der Ausbaustandard kann den Preis drücken. Waeber von Immoscout hält fest: «Wer auf die neu renovierte Küche verzichten kann, hat gute Chancen auch für deutlich unter einer Million seinen Traum vom eigenen Haus zu realisieren.»
