Der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) betreibt seit Anfang Monat eine Meldestelle für Bäuerinnen und Bauern. Dort gingen immer mehr Hinweise zu einer Tochterfirma der Migros ein: Anscheinend will die Elsa Group die Milchpreise noch diesen Monat senken. Und zwar um 1,5 bis 2 Rappen pro Liter. Das stösst vor allem den Bäuerinnen und Bauern sauer auf.
«Eine mögliche Senkung erhöht nicht nur den wirtschaftlichen Druck auf Bäuerinnen und Bauern in unserem Land, sondern ist auch unangemessen», argumentiert FMS-Präsident und Geschäftsführer Stefan Flückiger (63) in der Mitteilung.
Das Problem: Die Milchlieferanten sind wirtschaftlich von Elsa respektive der Migros anhängig. «Sie sind auf eine faire Geschäftsbeziehung angewiesen», so Flückiger weiter. Denn die Migros kontrolliert mit Elsa gemäss FMS 40 Prozent des Milchmarkts.
Untragbar für Bauern
Bei den Bauern drückt die Inflation – insbesondere die gestiegenen Energiepreise – auf die Kosten. Eine Reduktion der Milchpreise würde deshalb nicht ohne wirtschaftliche Folgen für die Milchproduzenten bleiben, meint Flückiger.
Der Verein wittert gar Marktmissbrauch: Eine einseitige Senkung der Vergütungen an Bauern für ihre Milch kann im Sinne von Artikel 7 des Kartellgesetzes Marktmissbrauch bedeuten, argumentiert der FMS. Mittlerweile werden jährlich rund 160 Millionen Liter weniger Milch produziert als noch 2014. Mit höherem Absatz liesse sich eine Preissenkung somit nicht begründen.
Elsa bezahlt aber hohe Preise
Die Forderungen an die Migros sind klar: Die Detailhändlerin soll von der angedachten Preissenkung «umgehend Abstand nehmen». Künftig sollen Anpassungen der Geschäftsbedingungen in einem fairen Dialog verhandelt werden. FMS wird ein Auge darauf haben – und falls nötig politische und rechtliche Korrekturmassnahmen einleiten.
Die Migros sagt auf Anfrage von Blick, dass sich der Preis nach dem normalen Preismodell bewegt. Dabei gehe es sowieso nur um B-Milch: Also die Milch, die im Inland für Butter und im Ausland für Magermilchpulver gebraucht wird. Der Preis für A-Milch wird quartalsweise festgelegt und ist seit mehreren Quartalen gleich. Am Preis für einen Liter Milch im Laden ändert sich also nichts.
«Elsa bezahlt aktuell einen der höchsten Milchpreise der Schweiz. Ab Juli ist auch Elsa gezwungen, Marktabzüge einzuführen. Solche sind in der Branche üblich», sagt ein Migros-Sprecher. Ab August sollen die Preise aber bereits wieder steigen. Wegen der grossen Preisdifferenz zwischen der Schweiz und Europa sind in der ganzen Branche dieses Jahr Marktabzüge ein grosses Thema.