Auf einen Blick
- Greenpeace belastet Coop und Migros wegen brasilianischem Rindfleisch
- Migros verteidigt sich mit langfristigen Beziehungen zu Produzenten
- Coop kündigt sofortige Massnahmen bei möglichen Zuwiderhandlungen an
Grüne Kritik an den zwei grossen Schweizer Detailhändlern: Eine Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace belastet Coop und Migros wegen Importe von brasilianischem Rindfleisch. Die zwei Branchengrössen haben immer noch Fleisch aus Südamerika im Angebot. Das stösst Greenpeace sauer auf. Denn beide Unternehmen haben sich das Engagement gegen die Abholzung von Regenwäldern in ihren Lieferketten auf die Fahne geschrieben. Dabei gehört die brasilianische Rinderzucht zu den Wirtschaftszweigen, die dem heimischen Regenwald am stärksten schaden.
Für die Umweltorganisation ist darum klar: «Die Nachhaltigkeitsversprechen sind nicht glaubwürdig.» Coop und Migros sehen dies anders – und differenzierter. Gegenüber Blick verteidigen sie sich unterschiedlich.
Langfristige Beziehung zum Produzenten
Bei der Migros handelt es sich um zwei M-Budget-Fleischartikel – Trockenfleisch und Bresaola. Gegenüber Blick erklärt die Detailhändlerin, dass die Produkte «nicht aus Regionen stammen, die von Abholzung betroffen sind». Man beziehe das Produkt aus Südamerika, da die Migros bereits eine langfristige Beziehung zum Produzenten pflege, heisst es weiter. So könne man sicherstellen, dass die Fleischwaren nicht aus den betroffenen Regionen stammen.
Obwohl die Migros mehrmals vorgab, überhaupt kein Rindfleisch aus Brasilien zu importieren, tut sie das also trotzdem. Die Produkte stünden aber nicht direkt mit der Abholzung in Verbindung, betont der orange Riese.
Mit dem Markenhersteller in Kontakt
Bei Coop sieht das etwas anders aus. Das Corned Beef der Marke Bonfine wird gemäss Greenpeace vom Fleischkonzern JBS verarbeitet. Dieser arbeitet unter anderem auf einem brasilianischen Landwirtschaftsbetrieb, welcher bereits mehr als ein Dutzend Mal verurteilt wurde – unter anderem wegen illegaler Abholzung, wie Greenpeace herausstreicht.
Die Umweltorganisation konkretisiert: «Entweder weiss Coop davon und unternimmt nichts, oder Coop weiss nicht, was am Anfang seiner Lieferkette passiert, was ebenso beunruhigend wie unverantwortlich wäre.» Der Detailhändler stellt gegenüber Blick klar, dass der Markenhersteller des entsprechenden Produktes sich vertraglich verpflichtet habe, die Richtlinie für nachhaltige Beschaffung von Coop einzuhalten. Darin seien entwaldungsfreie Lieferketten geregelt.
«Wir haben umgehend mit dem Markenhersteller Kontakt aufgenommen», heisst es von Coop weiter. «Sollte sich der Sachverhalt bestätigen, werden wir dieses Produkt aus dem Sortiment nehmen.»
Die derzeitigen Preisoffensiven auf Fleischprodukten durch mehrere Grossisten zeigt: Der Fleisch-Käufer ist ein gerngesehener Kunde, um den es sich zu kämpfen lohnt. Die Greenpeace-Kritik wirft aber die Frage auf, ob aber Fleischimporte aus Übersee weiterhin einen Platz in Schweizer Supermärkten haben werden. Undurchsichtige Lieferketten bergen schliesslich die Gefahr negativer Schlagzeilen.