Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) denkt darüber nach, Werbung für Billig-Fleisch zu verbieten. «Rabatte für Fleisch sind oft reine Frequenzbringer, das entspricht nicht der Wertigkeit von Fleisch und ist einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich.» Das sagt Vizedirektor Adrian Aebi in der «NZZ am Sonntag». Der Grund ist klar: Fleisch hat eine schlechte Klimabilanz.
Der kontroverse Vorschlag ist ein erster Hinweis, wie der Bund nicht nur die Bauern, sondern auch die Konsumenten und den Handel auf Nachhaltigkeit trimmen will. Dieselbe Diskussion läuft bereits in Deutschland. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (48) hat dort angekündigt, Werbung mit Fleischpreisen verbieten zu wollen.
Aldi will in Deutschland schon ab 2025 gar kein Frischfleisch mehr aus sehr günstiger Haltung verkaufen. Dabei stellt der Discounter jedoch das Ende von unwürdiger Tierhaltung in den Vordergrund, nicht Klimafragen.
Sündenbock Fleisch
Die Reaktionen auf den Bundesamtsvorschlag fallen entsprechend scharf aus: «Dass so etwas nur schon in Erwägung gezogen wird, ist ein Skandal», sagt SVP-Nationalrat und Metzger Mike Egger (29). Fleisch sei offensichtlich der neue Sündenbock: «Man versucht, ein gesundes Lebensmittel zu verunglimpfen», so Egger.
Kritisch ist auch die Branchenorganisation Proviande: «Unserer Meinung nach hat hier der Staat nicht einzugreifen. Mündige Konsumenten können selber entscheiden, ob sie solche Angebote kaufen wollen oder nicht», sagt eine Sprecherin.
Migros und Coop
Die führenden Detailhändler Migros und Coop zeigen sich zurückhaltend zu dem BLW-Vorschlag. Da noch nichts entschieden sei, sieht die Migros von einer Stellungnahme ab. Coop verweist darauf, bereits das grösste Sortiment an pflanzenbasierten Produkten anzubieten. Aktionen, so Coop, würden sich an den Bedürfnissen der Kundschaft orientieren (kes)