Bschüssig-Chef Beat Grüter erwartet wegen Missernten steigende Spaghetti-Preise
Mit Billig-Pasta ist bald basta

Ein Preisanstieg im Teigwarenregal sei «so sicher wie das Amen in der Kirche», sagt der Chef des Pasta-Branchenverbands Beat Grüter. Schuld sind internationale Lieferengpässe bei Hartweizen, verursacht durch Unwetter. Im schlimmsten Fall drohen gar Engpässe.
Publiziert: 18.11.2021 um 08:32 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2021 um 10:20 Uhr
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«Pasta-Papst» Beat Grüter warnt vor steigenden Teigwarenpreisen.
Foto: zvg
Sarah Frattaroli

Ein halbes Kilo Müscheli gibts für 1.80 Franken. Für Spaghetti sind 1.20 Franken fällig. Die Hörnli liegen genau dazwischen, bei 1.50 Franken. Aber Achtung: Bald werden die Teigwaren teurer!

Davor warnt nicht irgendwer, sondern der «Pasta-Papst» höchstpersönlich. Beat Grüter (61), Geschäftsführer des Branchenverbands Swisspasta und Inhaber der Teigwarenmanufaktur Pasta Premium. Seine Fabrik in Frauenfeld TG produziert unter anderem die bekannten Bschüssig-Teigwaren.

Drei Zutaten – eine davon geht aus

Grüters Pasta-Rezept ist simpel. Egal ob Spaghetti oder Fusilli, er braucht nur drei Zutaten: Hartweizengriess, Wasser und Eier. Der Hartweizengriess liegt Grüter derzeit aber schwer auf dem Magen. Grüter im Tagliatelle-Tief!

Er muss den Rohstoff importieren, in der Schweiz wird kaum Hartweizen angebaut. Nun versiegt der Nachschub. «In Europa war es lange zu nass. Wir kämpfen mit Fäulnis und Pilzen, die Qualität des Hartweizens ist schlecht», erklärt Grüter. Das wichtigste Anbaugebiet ist Kanada. «Dort war es im Sommer viel zu heiss. Die kanadischen Bauern hatten 40 Prozent weniger Ertrag.» Die USA haben nun gar einen kompletten Export-Stopp verhängt.

Preis hat sich verdoppelt

Die Folge: eine Preisexplosion auf dem Weltmarkt. Im Sommer zahlte Grüter für 100 Kilogramm Hartweizengriess 60 Franken. Heute sind es 120. «Das ist happig», gibt er zu. Besonders bei diesen Mengen: In Grüters Fabrik in Frauenfeld gehen jedes Jahr 8500 Tonnen Teigwaren vom Band. Dafür braucht er 10'000 Tonnen Griess. Dies entspricht aktuell einem Weltmarktpreis von 12 Millionen Franken.

Grüter kann den Preisanstieg nicht länger hinnehmen. Er verlangt von Migros, Coop und Co. nun seinerseits höhere Preise. Die Detailhändler werden den Preisaufschlag bald auch auf die Endkonsumenten überwälzen, schätzt Grüter. «Die Preiserhöhungen kommen so sicher wie das Amen in der Kirche», sagt er zu Blick.

Die Detailhändler selber bestätigen auf Anfrage, dass Teigwaren derzeit teurer zu beschaffen sind. Ob es für die Kunden bald zu Preiserhöhungen kommt, wollen sie aber nicht verraten.

Probleme halten jahrelang an

Besserung? Nicht in Sicht. «Die weltweiten Lagerbestände sind tief.
Die Ernten beim Hartweizen sind seit Jahren schlecht», warnt Grüter. «Schlechte Ernte bedeutet auch schlechtes Saatgut. Wir werden 2022 und 2023 ähnliche Probleme haben.»

Die gute Nachricht für den Frauenfelder: Grüter rechnet nicht damit, dass er die Produktion herunterfahren muss. Er hat sich genug Hartweizen gesichert. Andere waren weniger vorausschauend. «Ich weiss von einem Mitbewerber, der Griess sucht – und keinen kriegt.» Wenn der andere Pastaproduzent nicht mehr liefern kann, ist das für Grüter erst mal eine gute Nachricht. Die Kunden werden im Laden mehr von seinen Nüdeli kaufen.

«Dann muss ich die Anlagen abschalten»

Das heisst aber auch, dass er mehr produzieren muss. Dann wird der Griess auch bei ihm knapp. Hinzu kommt, dass er sich auf seine Hartweizenbestellungen nicht verlassen kann. «Es ist sehr wohl möglich, dass ein Lieferant abspringt. Dann muss auch ich die Anlagen abschalten», meint er schicksalsergeben.

Schwarzmalen will Grüter trotzdem nicht. «Darüber mache ich mir einen Kopf, wenn es so weit ist. Ändern kann ich es ja eh nicht.» Auch die Detailhändler versichern auf Anfrage von Blick: Es drohen keine leeren Regale.

Grüter hofft, dass die Leute ob des möglichen Engpasses nicht wieder mit dem Hamstern beginnen. «Das haben wir schon in der ersten Corona-Welle erlebt», erinnert sich Grüter. «Wir haben damals innert eines Monats den dreifachen Umsatz gemacht. Wir mussten dafür Tag und Nacht und auch an den Wochenenden durcharbeiten.» In den Folgemonaten brach der Umsatz ein. Die Leute mussten erst ihre Vorräte zu Hause vertilgen.

9 Kilo Pasta im Jahr

Übers gesamte Jahr betrachtet werde sich am Pro-Kopf-Konsum auch jetzt nichts ändern, höhere Preise hin oder her, sagt Grüter voraus. Im Schnitt isst jede Schweizerin, jeder Schweizer 9 Kilogramm Pasta pro Jahr. Das entspricht 90 Tellern Spaghetti. Zum Vergleich: In Italien sind es 23 Kilo oder 230 Teller Spaghetti.

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