Ohne Gas und ohne Fernwärme
Wenn der Ofen plötzlich kalt bleibt

Gas gilt als klimaschädigende Energie. Deshalb steigen vor allem Städte aus der Gasversorgung aus. Doch längst nicht alle haben Zugang zur alternativen Fernwärme.
Publiziert: 08.09.2024 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2024 um 03:03 Uhr
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Rauchende Schornsteine sollen der Vergangenheit angehören, Heizen soll klimafreundlich werden.
Foto: imago/Avanti

Auf einen Blick

  • Städte steigen aus der Gasversorgung aus
  • Längst nicht alle Haushalte können mit Fernwärme versorgt werden
  • Auf Hausbesitzer könnten grosse Kosten zukommen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Rund 700'000 Gasheizungen sorgen in Schweizer Wohnungen für warmes Wasser und behagliche Wärme an kalten Wintertagen. Das sind rund 25 Prozent des Schweizer Heizungsmarktes. Das Problem: Sie stossen CO2 aus, das den Klimawandel befeuert.

Besonders verbreitet ist diese Art von Heizung in den Städten, wo die Gasnetze meist gut ausgebaut sind. Doch immer mehr Städte setzen auf klimafreundliche Energien und planen, die Gasnetze abzustellen. Mit zum Teil unerfreulichen Konsequenzen für Hausbesitzer, die plötzlich ohne Wärmequelle dazustehen drohen. Denn nicht überall, wo das Gasnetz abgestellt wird, wird das Fernwärmenetz entsprechend ausgebaut.

Das zeigen einige Beispiele aus Schweizer Städten. So verlieren etwa 8000 Haushalte in der Stadt Winterthur zwischen 2030 und 2033 ihre Gasversorgung – ohne Zugang zum Fernwärmenetz zu erhalten, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Das heisst, die Hausbesitzer müssten tief in die Tasche greifen, um aus eigener Kraft die Umstellung auf klimafreundliches Heizen zu bewerkstelligen. 

Fernwärme nicht für alle Gebäude

Wer von Gas und Fernwärme abgehängt ist, könnte etwa in eine Wärmepumpe, eine Holzpellet-Heizung oder eine Solaranlage auf dem Dach investieren. Nur: Das kostet erstmal einiges an Geld. Oft wären Investitionen von mehreren Zehntausend Franken nötig. Geld, das nicht jeder Hausbesitzer einfach auf der hohen Kante hat. 

Das Problem: Nicht nur Winterthur, auch Städte wie Luzern oder Basel lehnen die flächendeckende Versorgung mit Fernwärme ab. Das betrifft vor allem Quartiere am Stadtrand, wo die Siedlungsdichte für die Erschliessung zu gering ist. Oder es schieben sich topografische Hindernisse in den Weg. Oder Nachbarn können sich nicht auf eine einheitliche Lösung einigen. 

Im schlimmsten Fall könnten alleine in den drei genannten Städten Tausende von Hausbesitzern nach dem Aus des Gasnetzes ohne Heizung dastehen, wie die Zeitung schätzt. So bereitet in Luzern etwa die Versorgung der Altstadt Kopfzerbrechen. Nur gut ein Drittel aller Gebäude in Luzern dürften trotz Milliardeninvestitionen ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. 

Besser sieht es in Basel aus, das die Gasversorgung bis 2037 schrittweise still legt. Mit der Fernwärme sollen rund 90 Prozent der Gebäude erschlossen werden. Allerdings gilt das nicht für rund 3000 Liegenschaften, die heute noch mit Gas versorgt werden. Ähnliches gilt für Zürich, das bis 2040 die Abdeckung mit Fernwärme von 30 auf 60 Prozent erhöhen will. Kostenpunkt: zwei Milliarden Franken. 

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