Unser Gang aufs WC wird sich in Zukunft ändern. Aber zunächst etwas Eigenlob (ja, stinkt. Ist aber in einem Artikel über Toiletten vertretbar). Schon vor einiger Zeit berichteten wir über das Klo der Zukunft des Schweizer Start-ups Vuna. Es kommt mit weniger oder ganz ohne Wasser aus, scheidet dabei erst noch Urin von Fäkalien ab und ermöglicht so die Wiederverwertung diverser Rohstoffe.
Ein solches WC löst gleich zwei Probleme. Denn: In Zukunft, davon gehen Klimaforscher aus, wird in der Schweiz Wasserknappheit herrschen. Eine Wasserklospülung wird zur Verschwendung. Zudem wird bereits in rund 20 Jahren Phosphor knapp werden, ein wichtiges Düngemittel, das wir mit unserem Urin ausscheiden und zudem zum Bau von Elektrobatterien, etwa für Elektroautos, benötigt wird.
Abwassermanagement ist ein Wertvernichtungssystem
Aktuell importieren wir jährlich 16'555 Tonnen Phosphor für die Landwirtschaft – und spülen gleichzeitig 5700 Tonnen des wertvollen chemischen Elements das Klo runter. Genauso wie diverse andere Rohstoffe. Unser konventionelles Abwassersystem ist also eigentlich ein gigantisches Wasserverschwendungs- und Wertvernichtungssystem, das zusätzlich Energie zur Verbrennung des Klärschlamms verschlingt.
Das Problem: Vuna und andere Unternehmen wie etwa Kompotoi oder Aneco haben zwar dringende Probleme gelöst, bringen diese Lösungen aber nur ungenügend an den Mann. Gründe dafür gibt es viele. Vor allem aber ist es für ein einzelnes Start-up schier unmöglich, ein über lange Zeit gewachsenes System wie unser Abwassermanagement in Frage zu stellen. Bewilligungsabläufe und Regulierungen sind auf das heutige Abwassersystem ausgerichtet, und das stille Örtchen und was dort so alles passiert, ist ein verschwiegenes Thema in der Gesellschaft. Oder haben Sie schon einmal daran gedacht, an einem Rüebli zu knabbern, das mit Ihrem Urin gedüngt wurde? Eben.
Es muss sich etwas ändern – und zwar schnell
Was ebenfalls nicht hilft, sind langsam mahlende behördliche Mühlen. Bewilligungsabläufe und Regulierungen hinken seit jeher der Wissenschaft hinterher. Es muss sich etwas ändern. Und zwar schnell. Und da kommt Valoo ins Spiel. «Valoo setzt sich dafür ein, dass diejenigen, die an einem nachhaltigen Abwassersystem tüfteln, gehört werden und auch den nötigen rechtlichen Spielraum erhalten», sagt Corinne Grässle, Projektleiterin Klimaneutrale Gesellschaft des Migros-Pionierfonds. Der grösste Detailhändler der Schweiz stellt Gelder bereit, um clevere Lösungen für Probleme der Zukunft zu unterstützen – seit 2012 immerhin rund 100 Millionen Franken.
Eines dieser Projekte ist Valoo, eine Wortschöpfung aus «Value», also «Wert», und «Loo», englisch für «Klo». Das Projekt bringt 44 Handwerkerinnen, Unternehmer, und Forscherinnen als Verein zusammen, um gleich mehrgleisig die sogenannte «Nährstoffwende» einzuläuten. Auf behördlicher Ebene, um die Kreislaufwirtschaft im Gesetz zu verankern, aber auch als Austausch-Wissensplattform für einzelne Unternehmen, die Wissenschaft und Behörden. Und schliesslich will Valoo auch Öffentlichkeitsarbeit in Form von Wanderausstellungen und diversen Aktionen betreiben. Alles in allem können Sie sich also darauf einstellen: Um das stille Örtchen wird es nicht mehr lange still bleiben. Auch weil der Bund bestimmt hat: Ab 2026 muss Phosphor gesetzlich gesehen aus dem Abwasser zurückgewonnen werden. Vielleicht mit Lösungen von Valoo.