Die Sorgenfalten bei den Währungshütern der Nationalbank müssen tief sein: «Die Corona-Pandemie beeinträchtigt die Wirtschaft weiterhin stark», schreiben sie als ersten Satz in die Medienmitteilung zur geldpolitischen Lage im Coronafrühling 2021. Nur: Viel mehr als an der expansiven Geldpolitik festzuhalten kann die Nationalbank im Moment nicht tun.
Etwas Luft hat ihr die Entwicklung des Euro-Franken-Kurses verschafft, trotzdem schreibt die SNB: «Der Franken ist trotz der jüngsten Abschwächung nach wie vor hoch bewertet». Um die Wirtschafts- und Preisentwicklung zu stabilisieren, führe die Nationalbank ihre expansive Geldpolitik unverändert fort. Das heisst konkret: Der Leitzins bleibt bei rekordtiefen minus 0,75 Prozent. Bei Bedarf wird die SNB auch wieder am Devisenmarkt intervenieren, um den Franken zu schwächen.
Grosse Krise, grosse Interventionen
Zur Erinnerung: Letztes Jahr hat die SNB fast 110 Milliarden Franken in Fremdwährungen investiert. So viel wie noch nie seit Aufhebung des Mindestkurses im Jahr 2015. Gegenüber BLICK verteidigt Nationalbankpräsident Thomas Jordan (58) die enorme Ausweitung der Bilanz: «Wir durchleben derzeit die grösste globale Krise seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Da ist es gerechtfertigt, dass die Nationalbank diese Summe eingesetzt hat, um den Franken zu schwächen.
Allerdings kann die Geldpolitik nicht alle Probleme der Schweizer Wirtschaft in der Pandemie lösen. Gastwirte, Eventveranstalter oder Reisebüros zum Beispiel sind auf die sogenannte Fiskalpolitik angewiesen – also auf Hilfe des Staates. Jordan über die Grenzen der Geldpolitik: «Wir können nicht einzelnen Firmen oder der Arbeitslosenkassen helfen. Aber die Nationalbank kann der Exportwirtschaft helfen – mit tiefen Zinsen und einem stabilen Franken.»
Kräftige Erholung
Die SNB rechnet für das erste Quartal 2021 sogar noch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Schweiz: «Die zweite Pandemiewelle hinterlässt auch am Arbeitsmarkt Spuren», heisst es in der Mitteilung. «Die Kurzarbeit nahm in den letzten Monaten wieder zu, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter an.»
Immerhin: Sollte es zu keiner dramatischen Verschärfung der Pandemielage kommen so rechnet die SNB für dieses Jahr immer noch mit einer kräftigen Erholung der Schweizer Wirtschaft, rechnet mit einem BIP-Wachstum von 2,5 bis 3 Prozent. Eine Prognose, die Hoffung macht. Zudem teilt die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich den Optimismus der Nationalbank, rechnet nun auch mit einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent.