Ein Ex-SBB-Chef will die Notbremse ziehen: Benedikt Weibel (77), von 1993 bis 2006 CEO der Schweizerischen Bundesbahnen, fordert den Stopp aller Bahnausbau-Plänen. Das Parlament hat Investitionen im grossen Umfang bewilligt – konkret: 25 Milliarden Franken. Diese Summe ist für Weibel alarmierend. «Die Zukunft sieht düster aus», sagte er in einem Grundsatzreferat über die Eisenbahn, über das der «Tages-Anzeiger» und CH Media berichtet haben.
Seine Botschaft, die Weibel am Mittwochabend im Verkehrshaus Luzern äusserte: Statt milliardenteure Ausbauten der Infrastruktur zu beschliessen, solle zuerst über Angebotserweiterungen gesprochen werden. Die derzeitige Entwicklung hin zu grossen Bahnausbauten sei nicht nur eine Abkehr von alten Tugenden, sondern widerspreche auch dem Eisenbahngesetz.
Leistungen von Bund und Kantonen steigen stark
Mit seiner Kritik steht Weibel nicht alleine da. Weitere Bahnspezialisten – dazu zählen unter anderem der ehemaligen Bahn-2000-Verantwortliche der SBB, der Erfinder des Taktfahrplans und ein früherer Chef der Südostbahn und der Zürcher Verkehrsbetriebe – unterstützen die Forderung nach einem Moratorium für alle noch nicht begonnenen Ausbauten. Weibel und seine Kollegen warnen vor aus dem Ruder laufenden Ausgaben.
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Die Folgekosten aus den geplanten Ausbauten beziffert der ehemalige SBB-CEO auf 1,6 Milliarden Franken pro Jahr. Dabei seien die Leistungen der öffentlichen Hand, also des Bundes und der Kantone, seit 2006 bereits von 1,8 Milliarden auf 4 Milliarden Franken im vergangenen Jahr angestiegen. Das ist mehr als eine Verdoppelung in 17 Jahren.
«Wir fahren die Bahn an die Wand»
Von den total 305 geplanten Infrastrukturausbauten sind die teuersten Projekte erst beschlossen und befinden sich noch in der Projektierungsphase. Dazu gehören beispielsweise ein drittes Gleis am Genfersee, neue Tunnel auf den Strecken Zürich–Winterthur und Zürich–Zug. Zudem soll der Lötschberg-Basistunnel eine zweite Röhre erhalten und der Bahnhof Zürich-Stadelhofen ein viertes Gleis.
All diese Mega-Projekte könne sich selbst die reiche Schweiz nicht leisten. Die möglichen Folgen: Züge müssten gestrichen werden und Linien würden ausfallen, warnt Weibel. Findet kein Umdenken statt, sieht er schwarz: «Wir fahren die Bahn an die Wand und zerstören mutwillig ein System, das hervorragend ist», bilanziert er im «Tages-Anzeiger».