Jahr für Jahr zieht die Karawane der Reichen, Wichtigen und Schönen für ein paar Tage nach Davos GR. In ihrem Schlepptau Hunderte persönliche Mitarbeiter, Journalisten, Sicherheitsleute und Eventtechniker. Sie alle brauchen eine Unterkunft. Ein lukratives Geschäft, das den Davoser Hoteliers im Januar jeweils Millionen in die Kassen spült.
Coronabedingt hat das WEF dieses Jahr nicht stattgefunden. Auch die geplanten Verschiebungen auf den Bürgenstock oder nach Singapur mussten abgesagt werden. Hinter den Kulissen wurde aber weiter verhandelt. Denn 2022 soll das WEF wieder stattfinden. Möglichst wieder in Davos. Doch das scheint noch nicht hundert Prozent sicher nach den Äusserungen von WEF-Gründer Klaus Schwab (83) in der «Bilanz».
60 Tage vorher kostenlos stornieren
Die Planung für das WEF in Singapur «war schon sehr weit fortgeschritten», betont Schwab. «Das schafft Alternativen.» Den Standort Davos kritisiert Schwab scharf: «Wir erwarten dort mehr Engagement und Begeisterung. Heutzutage muss man die doppelte Strecke in halber Zeit laufen», so Schwab. Zuletzt habe es in Davos eine Selbstzufriedenheit in allen Sektoren gegeben. «Und wir wollen auch die Geschäftemacherei mit dem Forum wie Ladenvermietungen zu horrenden Preisen nicht mehr sehen.»
Und doch: Dieser Tage haben die Davoser Hotels die neuen, dreijährigen Verträge für die Durchführung des WEF erhalten. So richtig freuen mögen sich aber die wenigsten Hoteliers. Denn das WEF kann aus coronabedingten Gründen alle Zimmer bis 60 Tage vor Beginn kostenlos stornieren, wie die «Südostschweiz» schreibt.
«Das WEF ist Fluch und Segen zugleich»
Keiner der von Blick angefragten Hoteliers will sich namentlich zu den neuen Verträgen mit der Pandemie-Klausel äussern. Das zeigt, wie wichtig das Geschäft mit dem WEF ist. Und wie gross die Angst, das grosse Kontingent an Buchungen zu verlieren. Viele Hoteliers geben auch zu bedenken, dass das WEF Fluch und Segen zugleich sei. Heisst: Gold wert fürs Image, finanziell äusserst interessant. Aber halt immer auch mit einem grossen Aufwand verbunden.
Mit den neuen Stornierungsbedingungen können die Hoteliers leben. «Normale Gäste sagen uns einen Tag vorher ab. Da sind 60 Tage schon fast komfortabel», sagt ein Gastgeber zu Blick.
Schwabs Flirt ist kein Problem
«Wir sind mit den Verträgen einverstanden», sagt Tamara Henderson, Präsidentin von Hotel Gastro Davos. «Diese sind aber noch nicht in Stein gemeisselt, und wir werden uns nächste Woche noch einmal mit den Verantwortlichen treffen und über eventuelle Anpassungen sprechen.»
Worum es bei den Gesprächen gehen soll, will sie nicht verraten. Schwabs heftigen Flirt mit Singapur nimmt sie ihm nicht übel. «Wir als Hotels fühlen uns nicht angegriffen. Wir hatten stets ein gutes Verhältnis zum WEF.»