Ferien in den Schweizer Bergen in Zeiten von Corona? Wer tut sich das überhaupt noch an, wenn entweder die Lifte nicht laufen oder die Restaurants geschlossen sind? BLICK hat bei den grossen drei Schweizer Wintertourismusregionen Wallis, Bern und Graubünden nachgefragt. Und Hotelleriesuisse um eine Einschätzung gebeten.
Die fällt für die Hotels nicht gut aus. «Die Prognosen für die Wintersaison sowie das erste Quartal 2021 sind alarmierend. Alle Gebiete prognostizieren schlechte Geschäfte», sagt Andreas Züllig (61), Präsident von Gastrosusisse und Besitzer des Hotels Schweizerhof in Lenzerheide GR zu BLICK.
«Massiv schlechtere Saison»
Besonders die Stadthotellerie sieht laut der Studie pessimistisch auf die kommenden Monate. So rechnen 95 Prozent der städtischen Betriebe mit einem schlechteren Geschäftsgang. Aber auch in ländlichen Gebieten ist der Optimismus gering (89 Prozent). «Die alpinen Gebiete rechnen ebenfalls grossmehrheitlich mit einer massiv schlechteren Saison, sind aber im Vergleich zu den anderen Regionen positiver», sagt Züllig.
Die schlechten Erwartungen haben auch ihre Auswirkungen auf die Preise der Hotelzimmer. 55 Prozent der Hoteliers lassen die Preise unangetastet. 32 Prozent wollen die Tarife senken. Für den Januar rechnen Hotels in den Bergen mit einer Auslastung von 35 Prozent. Im Februar immerhin von 46 Prozent. Das grosse Geld dürften die Betreiber von Berghotels also nicht machen.
Anders sieht es bei den Vermietern von Ferienwohnungen aus. Die Berliner Kommunikationsabteilung des US-Unterkunftsvermittlers Airbnb wollte die Fragen von BLICK nicht beantworten. Bedeutend gesprächiger ist E-Domizil. «Wir sind sehr zufrieden mit dem aktuellen Buchungsstand», sagt Sprecherin Myriam Schweizer. Für Dezember geht die Vermietungsplattform von Ferienwohnungen von einem Plus von 95 Prozent aus. Im Januar soll es noch ein solches von 85 Prozent sein.
Keine Stornierungswelle
«Ja, unsere Kunden wollen weiterhin in die Berge», sagt sie. Trotz der Unsicherheiten wegen Corona. «Eine Stornierungswelle gab es nicht. Für die meisten Kunden ist das temporäre Zuhause im Ferienhaus nach wie vor die sicherste Unterkunftsform», sagt Schweizer. Über die Festtage zieht es die Schweizer Wintersportler vor allem in Ferienwohnungen nach Graubünden (plus 81 Prozent), ins Berner Oberland (plus 143 Prozent) und ins Wallis (plus 71 Prozent).
Da erstaunt es nicht, dass man in Graubünden auch kurzfristig noch ein Hotelzimmer findet. Zudem ist klar: Diese Saison werden Schweizer Gäste 90 Prozent ausmachen. Normal sind es nur 60 Prozent. Wichtig: Für Tagesausflüge nach Graubünden ist unbedingt zu beachten, dass die Tagestickets der Skigebiete limitiert sind.
«Die meisten Bündner Destinationen liegen für Weihnachten und Neujahr unter dem Vorjahr, dies insbesondere aufgrund der fehlenden ausländischen Gäste», sagt Luzi Bürki von Graubünden Ferien. Zudem warten die Gäste ab. «Für die Zeit ab Anfang Januar gibt es aktuell kaum Buchungen oder Anfragen.» Bis nach Neujahr spricht Bürki von einer «mittelmässigen Buchungslage».
10 Prozent weniger Gäste im Wallis
Und im Wallis? Dort rechnet man mit 10 Prozent weniger Buchungen als im Vorjahr. Vor allem Schweizer Gäste aber kommen. Das Wallis verzeichnet einen starken Anstieg an Buchungen aus den Kantonen Genf und Waadt sowie aus den deutschsprachigen Ballungszentren Zürich, Bern und Basel-Stadt. Hart: Buchungen aus Europa sind um 38 Prozent zurückgegangen. Wer kurzfristig noch eine Unterkunft sucht, der sollte also noch fündig werden.
Im Berner Oberland ist man guter Dinge. «Trotz Maskenpflicht zieht es bei schönem Wetter nach wie vor viele Gäste ins Berner Oberland», sagt Sprecherin Cornalia Etter. In klassischen Ski-Destinationen sei die Nachfrage nach Unterkünften viel grösser als in weniger bekannten. «Kleinere Destinationen holen wegen Covid-19 aber auf. Vor allem Ferienwohnungen sind sehr gut gebucht», sagt sie. In Hotels würde man aber auch spontan noch ein Zimmer finden.