Das Ansehen von Tiny Houses hat sich über die Jahre gewandelt: Mitte des 20. Jahrhunderts lebte noch jeder fünfte Haushalt in einem, wie wir heute sagen würden, Tiny (kleiner als 50m²) oder Micro House (50 bis 80m²). Und das nicht, weil die Menschen die Häuschen herzig und bequem fanden, sondern weil sie arm waren und sich kein grösseres Haus leisten konnten.
Doch mit dem steigenden Wohlstand wurden immer grössere Häuser gebaut. Erst in den letzten Jahren gewinnt die kleinflächige Wohnform wieder an Beliebtheit. Sie gilt als besonders nachhaltig. Doch wie sich nun zeigt, stimmt das nicht.
Heizungen verhageln die Ökobilanz
Tiny Houses stehen zwar beim Material- und Bodenverbrauch sehr gut da. Was ihre Bilanz jedoch verschlechtert, ist der übermässige Einsatz von Elektroheizungen. In fast jedem fünften Tiny House, das in den vergangenen 20 Jahren gebaut wurde, steckt eine Elektroheizung, so das Ergebnis einer Untersuchung der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Bei Wohnungen mit mehr als 80m² sind es bloss zwei Prozent.
Deutlich seltener sind bei den kleinen, kostengünstigen Häuschen hingegen Wärmepumpen. Diese sind teurer und lassen die Baukosten rasch im zweistelligen Prozentbereich in die Höhe schiessen.
Trend hinkt in der Schweiz hinterher
Obwohl die kleinen Wohnobjekte von manchen propagiert werden, steigt die Bautätigkeit in der Schweiz nur zaghaft an. Aktuell machen sie rund vier Prozent der Häuser aus. Die Schweizer Bevölkerung wohnt lieber auf grossem Fuss – und der Platzanspruch in den eigenen vier Wänden hat durch die Pandemie nochmals zugenommen.
Trotzdem sind Einfamilienhäuser über die letzten fünf Jahre wieder leicht kleiner geworden. Dies dürfte aber viel eher an den gestiegenen Boden- und Baupreise als an ökologischen Überlegungen liegen. Weil der Traum vom Eigenheim für viele Menschen in der Schweiz immer unerschwinglicher wird, geht die ZKB davon aus, dass der Anteil der Tiny und Micro Häuser in Zukunft weiter ansteigen könnte. (smt)