Elizabeth Holmes (37) galt bis vor wenigen Jahren als aufstrebende Jungunternehmerin und Aushängeschild der Tech-Branche im Silicon Valley. Ihre Geschäftsidee klang verlockend: Unkomplizierte Testmaschinen erstellen mit kleinsten Blutproben Diagnosen. Mit nur wenigen Tropfen sollten über 200 Krankheiten entdeckt werden können.
Holmes gründete ihre Firma 2003. Sie war damals keine 20 Jahre alt, hatte gerade ein Chemie-Studie an der Elite-Universität Stanford begonnen – und wieder abgebrochen. Theranos hiess Holmes' Unternehmen und gewann in der Geschäftswelt bald grosse Anerkennung – und grosse Geldsummen. Theranos wurde zwischenzeitlich mit neun Milliarden Dollar bewertet. Die Firmengründerin wurde auf Magazin-Covern und Konferenzen als erfolgreiche Self-Made-Milliardärin präsentiert.
Kartenhaus gerät ins Wanken
Doch das Geld und der Ruhm sind mittlerweile futsch. 2015 gab es erste Zweifel an Theranos. Auch wenn Holmes zunächst alle Vorwürfe hartnäckig abstritt, geriet ihr Kartenhaus immer weiter ins Wanken. Eine Serie weiterer Enthüllungsartikel entlarvten die vermeintliche Erfolgsgeschichte endgültig als Schwindel. Tatsächlich funktionierten die angeblichen Innovationen von Theranos nicht, stattdessen nutzte die Firma heimlich herkömmliche Testverfahren. Hinter den Kulissen kamen sogar Maschinen der Konkurrenz zum Einsatz.
2018 implodierte die Firma vollends. Holmes wurde wegen Betrugs angeklagt. Heute beginnt der spektakuläre Prozess um die Unternehmerin in Kalifornien. Holmes muss sich vor dem Bundesgericht von San Jose verantworten. Ihr wird vorgeworfen, Investoren um 150 Millionen Dollar betrogen zu haben. Auch Patienten litten unter dem Betrug von Holmes: Viele vertrauten der Firma ihre Blutproben an.
Auch Biden glaubte ihren Lügen
Holmes führte nicht nur viele Investoren hinters Licht, sondern auch Branchenbeobachter und Politiker. Unter anderem auch den heutigen US-Präsidenten Joe Biden. 2014, in seiner Amtszeit als Vizepräsident von Barack Obama, besuchte er Theranos. Dafür liess Holmes kurzerhand ein falsches Labor in ihrer Firma aufbauen. Nach dem Besuch sprach Biden von einem «Labor der Zukunft» und lobte Elizabeth Holmes für ihre Arbeit.
Der Prozess gegen Holmes dürfte mehrere Monate dauern. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihr bis zu 20 Jahre Haft. Sie plädiert auf nicht schuldig. (SDA/knr)