Nemo gewinnt für die Schweiz den ESC 2024
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Die Highlights des Abends:Nemo gewinnt für die Schweiz den ESC 2024

Verlustgeschäft oder Geldsegen? Blick analysiert die Finanzen
Das bringt Nemos Sieg der Schweiz wirklich

Die Schweiz hat mit Nemo am Wochenende den Eurovision Song Contest gewonnen. Jetzt dürften hohe Kosten auf die SRG und den Austragungsort zukommen. Doch bleibt unter dem Strich etwas übrig? Blick hat die Finanzen früherer ESC-Städte analysiert.
Publiziert: 12.05.2024 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2024 um 10:50 Uhr
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Nemo hat mit «The Code» den 68. Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö gewonnen.
Foto: IMAGO/Pixsell

Das Bieler Gesangstalent Nemo (24) konnte am Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö überzeugen und hat die ESC-Trophäe mit dem Hit-Song «The Code» am Wochenende in die Schweiz geholt. Neben den vielen Fans, die für Nemo gespannt die Daumen gedrückt haben, dürften sich auch die Tourismusorganisationen der Schweizer Grossstädte über den Sieg freuen. Traditionellerweise richtet das Herkunftsland des Siegers oder der Siegerin den nächsten ESC aus – damit winken der nächsten Austragungsstadt und der dortigen Region Mehreinnahmen im zweistelligen Millionenbereich. Als möglichen Veranstaltungsort kommen Basel, Bern, Genf und Zürich infrage. 

Zuerst die finanziell schlechte Nachricht: Dank Nemos Sieg kommt auf die Schweiz 2025 ein grosser Ausgabenblock zu – wobei die Höhe stark variiert. Kopenhagen gab 2014 fast 50 Millionen Franken für den ESC aus. Aserbaidschans Hauptstadt Baku hatte zwei Jahre zuvor mit bis zu 69 Millionen Franken richtig geklotzt. Bescheidener war Malmö bei der Austragung 2013 mit rund 14 Millionen Franken.

Grossbritannien wendete letztes Jahr eine Summe auf, die zwischen diesen Extremwerten liegt. Konkret waren es umgerechnet rund 30 Millionen Franken. Die BBC budgetierte für die letztjährige Produktion zwischen 8 und 19,5 Millionen Franken. Die Stadt Liverpool steuerte etwas mehr als 4,5 Millionen Franken bei, zusätzliche 10 Millionen Franken genehmigte die britische Regierung.

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ESC finanzierte Liverpool umgerechnet 600 Vollzeitstellen

Die gute Nachricht: Unter dem Strich lohnt sich eine ESC-Austragung für die jeweilige Stadt. Liverpool beispielsweise profitierte letztes Jahr von einer ökonomischen Wertschöpfung in der Höhe von 62 Millionen Franken, wie eine Studie der Universität Liverpool ausweist. Die von den Wissenschaftlern ermittelten Mehreinnahmen aus dem ESC garantieren der Stadt im Nordwesten Englands ein Jahr lang fast 600 Vollzeitstellen.

Die Kassen der Liverpooler Tourismusbranche klingeln lassen haben die gut 300'000 zusätzlichen Besucher, die nur wegen des Events angereist waren. Die lokalen Hotels vermeldeten 175'000 gebuchte Zimmer. Das gibt einen schönen Batzen für die Privatwirtschaft. 

ESC ist laut Studie nachhaltig für die Austragungsstadt

Die Stadt Wien, die als ein guter Vergleichswert für eine mögliche Schweizer Stadt als Austragungsort dient, machte 2015 durch den Eurovision Song Contest ein Plus von 27,8 Millionen Franken. Gut 400 Vollzeitstellen sind durch den Musikwettbewerb entstanden. Ein Wert zwischen jenen für Liverpool und Wien wäre selbst für den Wirtschaftsstandort Zürich ein Gewinn. Die grösste Stadt der Schweiz weist etwas über 5000 Arbeitslose aus, 500 Neujobs wären also knapp 10 Prozent davon. 

Zudem hätte der ESC einen touristisch langanhaltenden Effekt. Laut der Studie aus Liverpool würden zwei Drittel der befragten ESC-Besucher nochmals in die Stadt reisen. Ein Mega-Boost für den Tourismus. 

Kann die Schweiz den ESC stemmen – und in welcher Stadt?

Was die Infrastruktur betrifft, dürfte eine ESC-Austragung in der Schweiz kein Problem sein. Mehrere Hallen kommen dafür infrage. Wichtig sind angrenzende Messehallen zur Unterbringung der Künstlergarderoben und des Pressezentrums. Hinzu kommen Hotelkapazitäten für die Unterbringung der Mitarbeiter, Delegationen und der Tausenden von Fans. Auch die Anbindung an einen internationalen Flughafen ist wichtig. 

Yves Schifferle (48), SRF-Bereichsleiter Show bei SRF, brachte in einem Artikel von «SRF» im Frühling die Städte Basel, Bern, Genf und Zürich ins Spiel. Viele sehen dabei Zürich als Favorit für eine Austragung. «Natürlich sind wir sehr interessiert daran, diesen Anlass bei uns im Hallenstadion durchzuführen», sagte auch Philipp Musshafen, CEO der Veranstaltungshalle, gegenüber Blick im Frühling. 

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Bern, Basel und auch Genf könnten für Zürich in die Bresche springen

Die Bevölkerung der Stadt Bern reagiert zuletzt mehrheitlich ablehnend auf Anlässe, die einen kommerziellen und unterhaltenden Aspekt beinhalten. Widerstände wären vorprogrammiert, was auch die Behörden skeptisch stimmt. Das zeigte sich zuletzt beim E-Prix 2019, zumal dieser einen finanziellen Scherbenhaufen hinterliess. Als Location käme wohl nur die Postfinance-Arena infrage. Weil aber die Halle wochenlang zur Verfügung stehen müsste, könnte der Eishockeybetrieb je nach Abschneiden des SCB zum Knackpunkt werden. 

Die neue Festhalle auf dem Bernexpo-Gelände gleich nebenan wird voraussichtlich zur Frühjahrsmesse BEA Ende April/Anfang Mai 2025 eröffnet und es wäre wagemutig, sie gleich ohne Erfahrungswerte mit einem solchen Anlass einzuweihen. Basel und Genf würden beiden über Locations – St. Jakobshalle respektive Palexpo – und internationale Flughäfen verfügen, beide Städte wären aber wegen der peripheren Lage im Vergleich zu Zürich wohl eher zweite Wahl. 

Einfluss auf Halbierungs-Initiative?

Klar ist auch: Für die SRG kommt der ESC in der Schweiz zu einem suboptimalen Zeitpunkt. Die Kosten für eine Austragung, wie hoch sie auch immer ausfallen würden, wären Wasser auf die Mühlen der Halbierungs-Initiative-Befürworter, die bereits nach dem Sieg erstmals lautstark fragen dürften, ob die SRG wirklich so viel Geld für einen solchen Unterhaltungsanlass ausgeben solle – und was das mit dem Service public genau zu tun habe.

Der ESC könnte den Wahlkampf also wenigstens zu einem kleinen Teil mitbeeinflussen, und die SRG müsste sich genau überlegen, wie sie eine Austragung gut und sinnvoll kommunizieren könnte. Die finanziellen Vergangenheitswerte machen aber klar: Eine ESC-Austragung würde sich wirtschaftlich für die Austragungsstadt lohnen.

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