Der ehemalige Direktor des Circus Royal, Oliver Skreinig (43), steht heute wegen Verschleppung von Konkursen und Unterlassung der Buchführung vor dem Thurgauer Obergericht. Er fordert in den Hauptanklagepunkten einen Freispruch. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine teilbedingte Freiheitsstrafe.
Der Beschuldigte wies diese Vorwürfe zurück. Er sei zwar Gesellschafter der beiden GmbH gewesen, aber «ich war nie Geschäftsführer», beteuerte der 43-jährige Oliver Skreinig in der Berufungsverhandlung in Frauenfeld. Die Finanzen des Zirkus habe immer der 2018 verstorbene Peter Gasser kontrolliert. Die Konkurse seien für ihn überraschend gekommen.
Das Bezirksgericht Kreuzlingen hatte den damals 42-jährigen Skreinig im vergangenen August wegen Misswirtschaft, Unterlassung der Buchführung und weiteren Delikten zu einer teilbedingten Strafe von zwölf Monaten verurteilt. Davon sollte der frühere Zirkusdirektor die Hälfte absitzen.
Vierjähriges Berufsverbot
Zudem auferlegte das Bezirksgericht Skreinig ein Tätigkeitsverbot: Er soll vier Jahre lang nicht mehr als Organ in einem Zirkus arbeiten. Der Verurteilte zog das Urteil ans Obergericht weiter, das den Fall nun verhandelt. Die Staatsanwaltschaft erhob Anschlussberufung. Sie verlangt eine Verdoppelung der Strafe.
Skreinig stand beim Circus Royal während 15 Jahren als Direktor in der Manege. Zusammen mit seinem Lebenspartner Peter Gasser führte er den Betrieb bis zum Tod Gassers im August 2018. Kurz zuvor ging die Circus Royal Betriebs GmbH Konkurs. Der einstige Traditionszirkus hatte schon seit Jahren mit Geldproblemen gekämpft.
Zwei Konkurse verschleppt?
Die Anklage warf Skreinig vor, seit Jahren von den Schwierigkeiten der überschuldeten Gesellschaft gewusst und zwei Konkurse verschleppt zu haben. So soll er von 2010 bis 2018 keine Buchhaltung geführt, keine Jahresabschlüsse erstellt und zudem AHV-Beiträge seiner Angestellten nicht eingezahlt haben.
Durch Skreinigs Versäumnisse sollen sich Schulden von über einer Million Franken angehäuft haben. Es kam zu mehreren Hundert Betreibungen. Wegen der fehlenden Buchhaltung liess sich der Schuldenberg nicht genau beziffern. Vor erster Instanz warf der Staatsanwalt dem Zirkusdirektor ein schweres Verschulden vor.
Bis zu 18 Stunden am Tag gearbeitet
Skreinig selbst wies die Vorwürfe zurück. Er sei als Zirkusdirektor das Gesicht des Royal nach aussen gewesen. Er sei zwar Gesellschafter, aber nie Geschäftsführer gewesen. Die Kontrolle über die Finanzen habe immer Peter Gasser gehabt. Fast alles sei über Bargeld gelaufen.
Er habe durch die Shows geführt, bei Nummern mitgewirkt und auch im Büro des Zirkus gearbeitet – manchmal bis zu 18 Stunden am Tag. Jahrelang seien die Umsätze des Circus Royal gut gewesen. Die Konkurse seien für ihn überraschend gekommen. «Ich fiel aus allen Wolken.»
Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung. (pbe/SDA)