Die Eidgenossenschaft wächst rasant. Ihre 26 Kantone tun dies jedoch sehr unterschiedlich.
Das stärkste Bevölkerungswachstum erlebte in den vergangenen 15 Jahren Freiburg. Der Kanton zwischen Mittelland und Voralpen hat seit 2007 um mehr als ein Viertel zugelegt. Zählte Freiburg damals 263'000 Einwohner, waren es Ende 2022 rund 334'000.
Die weiteren Spitzenreiter sind Waadt (plus 23,5 Prozent), Aargau (22,3 Prozent) und Thurgau (21,5 Prozent). Dicht gefolgt von Zürich (20,8 Prozent) und Zug (20,1 Prozent).
Am anderen Ende der Rangliste steht der Kanton Neuenburg, der im Vergleich zu 2007 lediglich 4 Prozent mehr Einwohner zählt. Die beiden Appenzell und Jura haben mit einer Wachstumsrate von rund 6 Prozent ebenfalls moderat zugelegt. Dasselbe gilt für Basel-Stadt, einen der stärksten Wirtschaftsstandorte des Landes. Sie alle sind nicht einmal halb so schnell gewachsen wie die Schweiz als Ganzes, deren Bevölkerung sich seit 2007 um 16 Prozent vergrössert hat.
Kantonale Unterschiede führen zu unterschiedlichem Wachstum
Die Unterschiede sind jedoch nicht unbedingt auf die internationale Zuwanderung zurückzuführen, sondern mindestens so stark auf die Binnenwanderung und den Geburtenüberschuss.
Freiburg zum Beispiel ist der jüngste Kanton des Landes – mit vielen «Frauen im gebärfähigen Alter», wie das Bundesamt für Statistik schreibt. Zwischen 2010 und 2021 hatte der Kanton einen Geburtenüberschuss von 5,2 Prozent, gesamtschweizerisch lag diese Quote nur halb so hoch.
Des Weiteren wanderten in Freiburg deutlich mehr Menschen aus anderen Kantonen ein, als den Kanton in Richtung anderer verliessen. «Insbesondere die Bezirke im Südwesten hatten ein starkes Wachstum zu verzeichnen, was mit der Zuwanderung von Familien aus dem Kanton Waadt verbunden ist», sagt Philippe Wanner vom Institut für Demografie und Sozioökonomie der Universität Genf.
Jobwechsel führt zu Binnenwanderung
Im Gegensatz dazu verlieren etwa Neuenburg und Basel-Stadt durch die Binnenwanderung mehr Einwohner, als sie gewinnen. Basel-Stadt weise gar die höchsten interkantonalen Abwanderungsquoten auf, sagt Manuel Buchmann vom Unternehmen Demografik: «Da es sich um einen Stadtkanton handelt, reduziert sich die kantonale Bevölkerung, wenn Personen in die Agglomeration der Stadt ziehen.»
Bei den Kantonswechseln spielen laut Experten die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen oder die Struktur der Wirtschaft eine Rolle. Grossen Einfluss habe aber auch der Wohnungsmarkt, so Denise Efionayi-Mäder vom Schweizerischen Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Uni Neuenburg. «Erschwingliche Wohn- und Lebenshaltungskosten sind zentral. In Städten wie Zürich, Genf, Lausanne ist die Zuwanderung zwar hoch, aber gleichzeitig ziehen gerade junge Familien nach wenigen Jahren weiter in die umliegenden Gebiete mit grösserer Lebensqualität – und einem attraktiven Wohnungsmarkt.» Gesucht werden aber nicht nur eine intakte Natur, sondern auch gute Verkehrsanbindungen.