Es ist eindrücklich, was die junge Pflegerin des Unispitals Zürich stellvertretend für viele andere Pflegekräfte zu erzählen hat. Seit sechs Jahren kümmert sich Babette Sigg (31) auf der Infektiologie um Menschen mit einer ansteckenden Krankheit. Seit zwei Jahren auch um Corona-Patienten. Die «Schweiz am Wochenende» hat Sigg getroffen.
Manchmal frage sie sich schon, wäre dieser oder jene jetzt hier, wenn sie sich hätten impfen lassen, sagt Sigg im Interview. «Aber sie sind da und dann schaue ich, dass es ihnen gut geht.» Allerdings muss sie auch zusehen, wie auch jüngere Menschen ohne Vorerkrankung die Intensivstation nicht mehr verlassen. «Um die 50 herum», seien diese. «Solche, die mitten im Leben standen und dann sterben oder kaum mehr von der Beatmungsstation loskommen.»
So geschwächt, dass sie nichts mehr mitkriegen
Die Frage, wie die Patienten reagierten, wenn sie auf die Intensivstation verlegt werden müssen, beantwortet die Pflegerin so: «Die meisten sind zu dem Zeitpunkt schon so geschwächt, dass sie nicht viel sagen. Sie möchten einfach nur wieder atmen können.» Es müsse schlimm sein, nicht genug Luft zu kriegen.
Sigg: «Ich habe noch nie so tiefe Sauerstoffsättigungswerte im Blut gesehen wie bei den Coronapatienten. Viele merken es nicht mal, aber für das Gehirn und das Herz ist es gefährlich. Manche kriegen deswegen einen Herzinfarkt.»
Frust nein, Unverständnis ja
Momente wie diese gehen an die Substanz der Pflegenden. Sie selbst sei geimpft, sagt sie der «Schweiz am Wochenende». Frust über die vielen Ungeimpften, die nun im Spital landen, empfinde sie nicht. «Unverständnis ist schon auch da. Aber viele Covid-Patienten sind danach recht einsichtig und wollen sich nachher meist noch zusätzlich impfen lassen», weiss Sigg.
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Die Patienten, die gegen die ganzen Massnahmen seien, sagten eher nicht so viel. «Sie merken selber, dass es ihnen schlechter geht, als sie sich das vorgestellt haben. Sie sind einfach froh, dass wir uns um sie kümmern.»
Was vielerorts zu hören ist, bestätigt auch Pflegerin Sigg. Geimpfte haben einen viel leichteren Verlauf als ungeimpfte. «Die Geimpften werden eher wegen Komplikationen im Zusammenhang mit dem Virus, wie Blutgerinnsel eingeliefert; nicht primär wegen der Atembeschwerden.»
Den Pflegeberuf will sie nicht missen. Teamarbeit, Zusammenhalt in der Krise und auch die Dankbarkeit der Patienten sei das Schöne an ihrer Arbeit. «Wir erhalten viele Dankeskarten, auf denen steht: Die Pflege war da und hat uns geholfen.» (uro)
Genügend diplomiertes Personal und bessere Arbeitsbedingungen: Das verlangt die Pflege-Initiative, die am 28. November zur Abstimmung kommt. So brauche es etwa Massnahmen, um zu verhindern, dass Pflegende frühzeitig aus dem Beruf aussteigen, beispielsweise eine maximale Anzahl Patienten pro Pflegekraft.
Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab, legen ihr aber einen indirekten Gegenvorschlag vor. Dieser sieht eine Ausbildungsoffensive vor, bei der Bund und Kantone insgesamt knapp unter einer Milliarde Franken über acht Jahre investieren sollen. Zudem sollen Pflegende neu gewisse Leistungen selbst abrechnen können. Für Massnahmen im Arbeitsalltag seien aber Sozialpartner und Kantone zuständig.
Genügend diplomiertes Personal und bessere Arbeitsbedingungen: Das verlangt die Pflege-Initiative, die am 28. November zur Abstimmung kommt. So brauche es etwa Massnahmen, um zu verhindern, dass Pflegende frühzeitig aus dem Beruf aussteigen, beispielsweise eine maximale Anzahl Patienten pro Pflegekraft.
Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab, legen ihr aber einen indirekten Gegenvorschlag vor. Dieser sieht eine Ausbildungsoffensive vor, bei der Bund und Kantone insgesamt knapp unter einer Milliarde Franken über acht Jahre investieren sollen. Zudem sollen Pflegende neu gewisse Leistungen selbst abrechnen können. Für Massnahmen im Arbeitsalltag seien aber Sozialpartner und Kantone zuständig.