Der Schweizer Uhrenkönig Michel Jordi (73) trug das Bild der heimeligen Alpenrepublik in die Welt hinaus. Zeitmesser mit Kühen und Edelweiss: Damit machte der Unternehmer in den 90er-Jahren Millionen. Dann verlor er alles. Und stand wieder auf. Schrieb Bücher, unterstützte Jungunternehmer, genoss den Ruhestand.
Doch jetzt kehrt Jordi zurück – mit einer Weltneuheit: Er hat eine hybride Schweizer Corona-Maske entwickelt, die einen transparenten Schild mit einem starken Filter kombiniert.
Chinesische Wegwerfmasken
Am Anfang stand ein Erweckungserlebnis. «In einer Nacht Anfang April 2020 wachte ich um drei Uhr morgens auf», erzählt Jordi. «Und sah alles glasklar vor mir.» Er habe erkannt: «Wir müssen etwas tun!» Auslöser war der Umgang der Schweiz mit der Maskenfrage. Jordis Frau ist Südkoreanerin, sein Sohn lebt in Hongkong. «In Asien sind Masken schon lange eine Selbstverständlichkeit», sagt Jordi. «Aber in der Schweiz behaupteten zu Beginn der Pandemie selbst Vertreter des Bundes, Masken würden nicht schützen. Als man ihre Bedeutung schliesslich einräumte, rannte man nach China, um planlos Wegwerfmasken einzukaufen.»
Jordi trommelte ein Team zusammen und trat mit Schweizer Firmen in Kontakt. Sein Ziel: eine umweltfreundliche Corona-Maske made in Switzerland. Jetzt ist sie da. Nach über einem Jahr des Tüftelns kommt «Maskit» in den nächsten Tagen auf den Markt. Jordi: «Die zertifizierte Community-Maske mit transparentem Plexiglas und auswechselbarem Filter sorgt für Sicherheit, Sichtbarkeit, gute Atmungsaktivität und Akustik. Das gibt es sonst nirgends.»
Sieben Schweizer Unternehmen sind an der Entwicklung beteiligt. Die Firma Noventa aus DiepoldsauSG ist für den Schild verantwortlich. «Er besteht aus lebensmitteltauglichem Copolyester und kann recycelt werden», sagt Noventa-CEO Patrick Besserer (52). «Mit 1,2 Millimeter Wandstärke ist er sehr dünn und trotzdem ausgesprochen robust.» Für den Basler Epidemiologen Marcel Tanner (68) ist neben der Sicherheit die Transparenz der Maske entscheidend: «Sie macht die Mimik wieder sichtbar. Das ist besonders in der Pflege und in den Schulen wichtig. Und es ist eine grosse Hilfe für Gehörlose, die auf das Lippenlesen angewiesen sind.» Auch in der Gastronomie könne die Maske viel bewirken, sagt Tanner. «Sie fördert den Austausch und das Miteinander in allen Bereichen.»
Gesichter wieder erkennbar
Darauf setzt auch Rolf Brönnimann (65). «Es ist ein grosser Vorteil, dass die Gesichter erkennbar sind», sagt der Direktor des Savoy Hotel Baur en Ville in Zürich. Er testet Jordis Maske in seinem Fünfsternehaus. «Unsere Angestellten müssen weiterhin Masken tragen. Deshalb prüfen wir jetzt, wie der transparente Schild sich auf die Kommunikation mit den Gästen auswirkt.» Auch die tragen weiterhin Maske – zumindest in den Innenräumen. Doch die Maskenpflicht fällt Schritt für Schritt. Braucht es Jordis Erfindung überhaupt noch? «Wir benötigen die Maske im ÖV, im Flugzeug, in den Läden und vielerorts auch immer noch am Arbeitsplatz», so Jordi. «Hinzu kommt, dass die Pandemie nicht vorhersagbar ist. Ein sicherer Schutz wird noch lange nötig sein.»
Dafür soll neben dem Plexiglasschild auch der Filter von Jordis Maske sorgen. Entwickelt hat ihn die Firma Schoeller aus Sevelen SG. «Er verknüpft hohe Atmungsaktivität mit starker Filterleistung», sagt Kundenmanager Antonio Gatti (51). «Und er ist im Unterschied zu FFP2-Masken mehrfach waschbar.» Was wiederum den Preis nach unten drückt: Zwar kostet die komplette Maske knapp 50Franken, doch der Plexi-Schild muss nur ausgewechselt werden, falls er kaputtgeht. Und der Filter im Wert von knapp 30 Franken muss dank einer antiviralen Beschichtung nur einmal pro Woche gewaschen werden – und das geht bis zu zehn Mal bei 60 Grad. «Er hat also eine Lebensdauer von mindestens drei Monaten», sagt Jordi. «Unter dem Strich kostet der Filter damit rund 30 Rappen pro Tag.»
Nachhaltige Maske
Am Preis soll es also nicht liegen. «Noch wichtiger ist, dass sich die Einstellung zu den Masken in der Schweiz verändert hat», sagt Jordi. Das gilt auch für den Bund. Selbst Mr. Corona Daniel Koch (66), der zu Beginn der Pandemie die Nützlichkeit von Masken bezweifelte, unterstützt Jordis Projekt. «Diese Maske ist nachhaltiger, da sie weniger Wegwerfbestandteile hat», sagt Koch. «Sie ist in der Handhabung zusammen mit der Händedesinfektion hygienischer und hat als transparente Maske grosse Vorteile bei der Kommunikation – zum Beispiel mit Kindern oder Menschen mit Hörbehinderungen.»