Wer in Olten SO wohnt, muss diesen Winter entweder frieren oder besonders tief in die Tasche greifen. Denn die Heizkosten steigen für Anwohner der Stadt um 104 Prozent. Es ist schweizweit der höchste Anstieg.
Doch auch der Rest der Schweiz bleibt nicht verschont. Denn seit Ausbruch des Krieges sind die Kosten für Öl, Gas und Strom zum Teil massiv gestiegen. Das bekommen Schweizer diesen Winter deutlich zu spüren. Wie stark, ist je nach Region sehr unterschiedlich. Das zeigt eine neue Studie der Zürcher Kantonalbank ZKB.
«Stark betroffen sind Gebiete mit einem hohen Gasanteil», sagt Ursina Kubli (43), leitende Immobilien-Expertin bei der ZKB. Bei Gas und Öl sind die Kostenanstiege im Vergleich zu letztem Winter am grössten. Haushalte mit solchen Heizungen müssen dieses Jahr mit rund 1400 Franken mehr rechnen als 2021.
Die Deutschschweiz trifft es am stärksten
Um die Mehrkosten der einzelnen Gemeinden zu berechnen, hat die Bank die benötigte Heizenergie für ein Standard-Einfamilienhaus berechnet und mithilfe der aktuellen durchschnittlichen Energiepreise in der Schweiz die zu erwartende Kostensteigerung bestimmt. Das Einfamilienhaus hat eine Wohnfläche von 150 Quadratmetern und Baujahr 2005. Ein solches Objekt benötigt jährlich rund 120 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter.
Es gibt regelrechte Hotspots – stark betroffen sind etwa urbane Gebiete, in denen das Gasnetz gut ausgebaut ist. Viele ländliche Regionen haben im Gegensatz dazu überhaupt keinen Zugang zum Gasnetz. Am stärksten betroffen ist die Deutschschweiz.
Zürcher bezahlen 53 Prozent mehr
Im Kanton Zürich beispielsweise steigen die Kosten sehr stark an. Bei den aktuellen Energiepreisen müssen die Zürcher im Schnitt 53 Prozent mehr für ihre Heizkosten berappen als im Vorjahr. Damit liegt der Kanton deutlich über dem schweizweiten Durchschnitt von 41 Prozent.
Der Anteil Gasheizungen ist jedoch nur ein Faktor von vielen. So hat Basel zwar einen sehr hohen Gasanteil, jedoch ist der Anstieg der Gaspreise niedrig, was die zusätzlichen Kosten in Grenzen hält. Die Heizkosten steigen dort lediglich um 18,9 Prozent.
Wie stark die Preise für Gas steigen, ist wie beim Strom abhängig vom Einkaufsverhalten der jeweiligen Versorger. Netzbetreiber, die frühzeitig eingekauft und sich so gegen Preisanstiege abgesichert haben, können den Verbrauchern bessere Preise bieten.
Gas, Strom oder Öl?
In Schlieren ZH brennt eine Gasheizung bei einem Standard Einfamilienhaus laut der ZKB ein Loch von 5300 Franken ins Haushaltsbudget. Wer eine Wärmepumpe hat, kommt dafür glimpflich davon. Die mit Strom betriebene Alternative verursacht in Schlieren ZH dieses Jahr beispielsweise lediglich Kosten von 1200 Franken.
Auch im Engadin zeigt sich ein grosser Anstieg der Heizkosten, obwohl die Region nicht ans Schweizer Gasnetz angeschlossen ist. «In manchen Engadiner Gemeinden liegt der Anteil Ölheizungen bei über 80 Prozent», sagt Kubli. Durch den gestiegenen Ölpreis sind die Auswirkungen auf die Heizkosten somit massiv.
Das eigene Verhalten hat grossen Einfluss
Die steigenden Energiekosten schmerzen laut der Immobilienexpertin vor allem jene Haushalte im tiefen Mietsegment. Dort, wo die Wohnkosten sowieso schon einen grossen Teil des Gesamtbudgets ausmachen. «Diesen Menschen wird das zusätzliche Geld fürs Heizen an anderen Orten fehlen», so Kubli.
Die erfreuliche Nachricht: Viele Mieter und Hauseigentümer können mit dem eigenen Verhalten einen grossen Einfluss auf die Heizkosten nehmen. Wer nämlich auf 19 statt auf 23 Grad heizt, kann laut der ZKB 35 Prozent der Heizkosten einsparen. Davon können jedoch nur jene Mieter und Hauseigentümer profitieren, bei denen die Heizkosten getrennt abgerechnet werden.