Ukrainekrieg, Inflation, Energiemangel: Die Welt der Normalsterblichen taumelt von einer Krise zur nächsten, viele müssen den Gürtel enger schnallen. Nicht so in der Welt der Reichen und Schönen. Dort knallen die Champagnerkorken dermassen im Akkord, dass nun bald eine Champagnerknappheit drohen könnte.
«Uns gehen die Bestände aus», sagte Philippe Schaus (59) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Schaus ist der Konzernchef von Moët Hennessy, einem der wichtigsten Champagnerproduzenten der Welt. Bei einigen Topsorten wird der Nachschub bereits knapp – und das Jahresende mit all den Silvester-Partys steht erst vor der Tür.
Intern sei schon von den «Roaring Twenties» die Rede, so Schaus weiter. Die Wilden oder Goldenen Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts waren geprägt von Krise und Überschwang – von wilden Partys in der Oberschicht und Heeren von Arbeitslosen und Kriegsversehrten in der Unterschicht. Der Taumel endete abrupt in der Weltwirtschaftskrise von 1929.
Feiern nach Corona
Allerdings müssen die Champagnerfreunde wohl nicht wirklich darben. Schon im kommenden Jahr will der Konzern das durch die hohe Nachfrage ausgedünnte Angebot wieder auffüllen. Die Nachfrage nach Champagner und anderen Luxusgüter ging zu Beginn der Coronapandemie zurück. Offenbar war da selbst den Reichen nicht nach Feiern zumute.
Doch seither steigt der Bedarf wieder, die Coronarestriktionen fallen rund um den Globus. Eine Entwicklung, die Moët wohl etwas unterschätzt hat.
Vom Boom profitiert gleich der ganze Luxusgüterkonzerne LVMH, zu dem auch Moët Hennessy gehört. Denn mit der wieder erwachten Konsumlust der Reichen erreichen dessen Umsätze neue Rekordhöhen. Denn den wohlhabenden Käufern von Luxusgütern kann die Inflation nicht viel anhaben. Sie können Preissteigerungen von zehn und mehr Prozent ohne Probleme wegstecken. Und deshalb die Korken knallen lassen, bis der Vorrat leer ist. (koh)