Auf einen Blick
- Oliver Hammel wird neuer CEO der Jungfraubahn Holding
- Hammel bringt umfangreiche Erfahrung aus Asien mit
- Jungfraubahnen vermissen weiterhin Touristen aus Japan und China
Vor fast genau einem Jahr machte Urs Kessler (62) publik, dass er als CEO der Jungfraubahn Holding abtritt. Damit wurde der vielleicht wichtigste Bahnjob der Schweiz ausserhalb der SBB frei. Der überdies gut dotiert sein soll: Insider sprechen von einer Lohnsumme im hohen sechsstelligen Bereich.
Das Interesse am Job dürfte gross gewesen sein. Und die Jungfraubahnen liessen sich mit der Nachfolgeregelung auch Zeit. Da überrascht es, dass Kesslers Nachfolger einer ist, den wohl niemand auf dem Zettel hatte.
Basler mit Wohnsitz Thailand
Ab Juni 2025 wird Oliver Hammel (41) in die grossen Fussstapfen von Kessler treten. Hammel lebt aktuell mit Frau und Tochter in Thailand, wo er seit 2022 für das Unternehmen DKSH – dessen Sitz in Zürich ist – als Direktor den Geschäftsbereich Technologie für die Märkte Thailand, Laos, Kambodscha und Myanmar verantwortet. Von 2015 bis 2022 leitete diesen Bereich für den Markt China, mit Sitz in Shanghai. Schon davor arbeitete er in Shanghai, als Verantwortlicher Marketing, Verkauf und Service für Nordostasien für die Schweizer Firma Erowa AG. Diese ist im Bereich Fertigungstechnologie tätig.
Touristische Erfahrung bringt Hammel also nicht mit. Auch nicht von DKSH, die früher zwar mal Unternehmen wie STA Travel besass und an der Schweizer Globetrotter Group beteiligt war, sich seit 2020 aber komplett aus dem Reisegeschäft zurückgezogen hat.
Offenbar war aber Tourismus-Know-how ebenso wenig gefragt wie Lokalkolorit – Hammel ist Basler, stammt also nicht aus dem Berner Oberland. Er kennt die Region immerhin «von Ferienaufenthalten», wie es in der Mitteilung heisst.
Gefragt war aber offenbar jemand, der sich mit Asien, der seit Jahren wichtigsten Quellmarkt-Region der Jungfraubahnen, bestens auskennt. Und der «Geschäftsentwicklung» kann: DKSH ist auf «Marktexpansionsdienstleistungen» spezialisiert, insbesondere in Asien. Es unterstützt Unternehmen dabei, ihre Produkte in neuen oder bestehenden Märkten erfolgreich zu vertreiben.
Sprich: Hammels Rolle wird es sein müssen, neue Quellmärkte, vor allem aufstrebende aus Asien, zu erschliessen, sowie bestehende zu pflegen. Und wohl auch, die Digitalisierung voranzutreiben.
Wette auf den «Blick von aussen»
Zwar haben die Jungfraubahnen soeben ein gutes Halbjahres-Resultat präsentiert: 460'500 Besucherinnen und Besucher kamen von Januar bis Juni auf den Hausberg der Bahn. Das sind knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Doch es fehlten weiterhin weitgehend Gäste aus Japan und China, was auch den Betriebs- und Reingewinn schmälerte.
Hammel selbst erklärte in einer Mitteilung, er freue sich darauf, einen «Blick von aussen» einzubringen. Heinz Karrer (65), Verwaltungsratspräsident der Jungfraubahnen, lobt Hammel als «pragmatischen Gestalter mit dem Mut, die Dinge weiter voranzutreiben». Seitens der Berner Oberland-Bahnen AG betont Verwaltungsratspräsident David Beeler, dass Hammel «im Auswahlprozess durch sein ökonomisches Denken und unternehmerisches Handeln überzeugt hat». Er sei weltoffen und zugänglich und begegne Personen und Veränderungen mit einer offenen Haltung.
Karrer – früher Boss von Axpo, Economiesuisse, Kuoni oder auch Ringier Schweiz – und Beeler haben einen mutigen Entscheid gefällt.