Kurssprung kurz vor der Beinahe-Pleite
Evergrande-Aktie schiesst 30 Prozent in die Höhe

Der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat am Donnerstag trotz anhaltender Ängste vor Zahlungsausfällen an der Börse kräftig zugelegt. Die Aktie machte zum Handelsauftakt einen Sprung um über 30 Prozent. Ist die Krise ausgestanden?
Publiziert: 23.09.2021 um 07:34 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2021 um 08:19 Uhr
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Evergrande hat trotz anhaltender Ängste vor Zahlungsausfällen an der Hongkonger Börse einen Kurssprung hingelegt. Im Bild der Hauptsitz von Evergrande in Shenzhen. (Archivbild)
Foto: Ng Han Guan

Evergrande macht Hausbesitzer in China und Anleger rund um die Welt nervös: Der Immo-Riese ist in Zahlungsnot, hat Schulden von 300 Milliarden Dollar angehäuft. Dennoch hat die Aktie am Donnerstag an der Hongkonger Börse ein Plus von 30 Prozent erzielt! Wie ist das möglich?

Gemäss Anlegern ist das satte Plus den guten Nachrichten vom Vortag zu verdanken: Evergrande hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sich das Unternehmen mit Gläubigern über Zinszahlungen für eine im südchinesischen Shenzhen gehandelte Anleihe geeinigt habe, die am Donnerstag fällig wurden.

Noch keine Entwarnung

Die Hongkonger Börse war am Mittwoch wegen eines Feiertags geschlossen. Daher kam der Kurssprung erst einen Tag später.

Doch das Plus von 30 Prozent ist noch lange keine Entwarnung: Kurz nach Eröffnung der Börse bröckelte der Kurs nämlich bereits wieder ab. Bis zum Mittag betrug das Plus noch rund sieben Prozent.

Für grosse Verunsicherung sorgt ausserdem, dass das Unternehmen noch immer keine Angaben zu einer weiteren in US-Dollar gehandelten Offshore-Anleihe gemacht hat. Nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg muss Evergrande hierfür am Donnerstag eine Zinszahlung von 83,5 Millionen US-Dollar leisten.

Eine weitere Zinszahlung von 47,5 Millionen Dollar ist am 29. September fällig. Für beide Zahlungen gilt laut Bloomberg eine Nachfrist von 30 Tagen, was Evergrande weitere Zeit verschaffen könnte.

Der chinesische Konzern hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Der Konzern muss Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen. Zudem schuldet Evergrande Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar.

Schweizer Hausbesitzer haben nichts zu befürchten

Der Chef von Evergrande hatte Mitarbeitern am Dienstag in einem Brief Mut zugesprochen. Er sei fest davon überzeugt, dass man den «dunkelsten Moment» überwinden könne, schrieb Vorstandschef Xu Jiayin. Man werde sich verantwortungsvoll gegenüber Hauskäufern, Investoren, Partnern und Finanzinstituten zeigen.

Obwohl Evergrande mit seinen Immobilienprojekten vor allem den chinesischen Markt beherrscht, versetzen die Turbulenzen Börsen rund um die Welt in Aufregung. Es besteht die Angst, dass ein Kollaps des Grosskonzerns sich weltweit bemerkbar machen könnte. Immerhin gehört Evergrande gemessen am Umsatz zu den 500 grössten Firmen der Welt.

Aber selbst wenn die Börsen heftig reagieren, Immobilienbesitzer zumindest haben andernorts kaum etwas zu befürchten: Dass ein möglicher Kollaps von Evergrande die Immobilienpreise weltweit ins Taumeln bringen könnte, halten Analysten für äusserst unwahrscheinlich. (SDA/sfa)

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