UBS muss im Geschäftsbericht eingestehen
Die Personalabgänge sind ein Risikofaktor

Selbst die UBS warnt im Geschäftsbericht vor der «Zermürbung» der ehemaligen CS-Mitarbeitenden. Nur zieht sie daraus keine Schlüsse.
Publiziert: 28.03.2024 um 20:06 Uhr
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Die UBS warnt im Geschäftsbericht vor der Gefahr von Personalabgängen.
Foto: Keystone
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Nicht nur für die Chefetage, auch für das Personal ist der Bonustopf für das vergangene Geschäftsjahr mit deutlich über 4 Milliarden gut gefüllt. Das ist zwar etwas weniger üppig, als das, was die beiden Grossbanken noch Ende 2022 zusammengerechnet an ihre Angestellten ausgeschüttet haben. Ist aber wohl auch dadurch zu erklären, dass seit der Übernahme einige tausend Mitarbeiter weniger für die neue UBS arbeiten. 

Dabei ist die grosse Entlassungswelle noch gar nicht angerollt, die dürfte erst in diesem Jahr so richtig einsetzen. Also dient der Bonustopf vor allem dazu, wichtige Mitarbeitende bei der Stange zu halten. Immer wieder ist zu hören, dass ganze Teams samt Kundenbeziehungen zur Konkurrenz wechseln. Also etwa zu Privatbanken oder zu Kantonalbanken. 

Risiko Personalabgänge

Dem Geschäftsbericht der UBS ist zu entnehmen, dass die Bank im letzten Jahr sogar über 11'000 zusätzliche Arbeitskräfte angestellt hat. Trotzdem ist der Personalbestand insgesamt gesunken. Das heisst: Der Aderlass beim Personal muss gross sein. So gross, dass die Bank diesem im Geschäftsbericht ein Unterkapitel einräumt. 

Unter dem Stichwort «Risikofaktoren» werden die Aktionäre vor der Gefahr gewarnt, dass es der Bank nicht gelingen könnte, genügend «qualifizierte Angestellte zu halten oder neu anzustellen». Weiter heisst es: «Der Verlust von Schlüsselangestellten könnte die Umsetzung der Strategie ernsthaft gefährden.» Dieses Risiko werde durch die «zunehmende Zermürbung unter den CS-Angestellten» noch erhöht. 

Genau davor hat der Schweizerische Bankpersonalverband eindringlich gewarnt: «Wir haben vom ersten Tag darauf hingewiesen, dass die Belegschaften beider Banken gleich behandelt werden müssen», sagt Natalia Ferrara (42), die Geschäftsführerin des Verbandes. «Die UBS muss begreifen, dass es darum geht, zwei Kulturen zu verschmelzen.» Und nicht die eine gegen die andere auszuspielen. 

Nicht viel gelernt

Es brauche sowohl für CS- wie UBS-Angestellte die gleichen Führungs- und Anstellungschancen, so Ferrara. Nur so liessen sich noch mehr spontane Abgänge verhindern. Ferrara warnt: «Diese Integration ist keine Diktatur, das ist ein demokratischer Prozess.»

Immerhin: Die UBS scheint erkannt zu haben, dass viele der CS-Angestellten alles andere als glücklich bei ihrer neuen Arbeitgeberin sind, sich noch zu oft als Banker zweiter Klasse fühlen. Nur: Welche Schlüsse das UBS-Management aus dieser Feststellung zieht, steht nicht im Geschäftsbericht. Es gibt einzig eine Empfehlung an die Aktionäre. Sie mögen doch bitte an der kommenden Generalversammlung Ende April der Vergütung für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung zustimmen. Eine Ablehnung könnte das Halten von «erfahrenden Direktoren und Managern» negativ beeinflussen.

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