Die in Schieflage geratene Credit Suisse hätte nach Ansicht von UBS-Chef Sergio Ermotti (63) «ohne einen Franken Verlust für Kunden und Steuerzahler» liquidiert werden können. Allerdings wäre der Reputationsverlust für den Finanzplatz viel grösser ausgefallen als bei der im März erfolgten Übernahme durch die UBS, gab er sich in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» überzeugt.
Natürlich sei die Übernahme die bessere Lösung gewesen, sagte Ermotti. «Eine Grossbank zu liquidieren, nur um zu bestätigen, dass funktioniert, wäre doch reiner Masochismus gewesen.» Man habe nicht gewusst, was für Schockwirkungen dies ausgelöst hätte, und sicher wären viel mehr Arbeitsplätze verloren gegangen, betonte der UBS-CEO.
Die Schuld für den Untergang der CS sieht aber nicht bei den Mitarbeitenden: «Die meisten Mitarbeiter der CS sind gute und professionelle Leute, die für die Kunden und die Bank erfolgreich sein wollen. Sie werden bei der UBS keine Probleme haben», so Ermotti.
Bereits in einem Interview mit der Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» betonte der UBS-Chef, dass der Abbau von 3000 Stellen nicht nur CS-Angestellte betrifft. «Wir werden unser Bestes tun, nach dem Prinzip der Meritokratie», sagte Ermotti. Es soll also auch die Leistung berücksichtigt werden.
Gut gemeisterte Krise
Die Krise der CS bezeichnet Ermotti als ein vom Rest der Branche losgelöstes Ereignis, das sich «über Jahre entwickelt» habe. Niemand habe den Untergang der CS gewünscht und erst recht nicht die Art und Weise, wie er passiert sei. «Aber ich wüsste kein anderes Land, das fähig wäre, eine solche Krise in 72 Stunden so zu meistern, wie die Schweiz das geschafft hat.»
Wolle man solche Krisen verhindern, brauche es eine Regulierung, die sicherstelle, dass Risiken angemessen gehandhabt würden. «Wenn wir in der Schweiz regelmässig die Resultate der Stresstests veröffentlicht hätten, wären die Probleme der CS wahrscheinlich früher offenkundig geworden.» Und die Aufsichtsbehörden müssten sinnvollere Parameter erhalten, die es ihnen erlaubten, rechtzeitig einzugreifen.
Nicht mehr Eigenkapital
In vielen Fällen gehe aber nicht nur um Kompetenzen sondern um Glaubwürdigkeit, sagte Ermotti. Auch die UBS habe ein sehr grosses Interesse an einer starken Finanzmarktaufsicht Finma, «Stark» bedeute aber nicht mehr Regulierung, sondern «gezielte Optimierungen der Rahmenbedingungen und kluge Regeln und Köpfe».
Nichts abgewinnen konnte Ermotti Forderungen nach höherem Eigenkapital: Solche Forderungen seien reiner Populismus, sagte der UBS-Chef. «Die CS hatte genug Eigenkapital. Es braucht nicht noch mehr teures Eigenkapital. Mehr Kapital käme die gesamte Wirtschaft teuer zu stehen.» (SDA/kae)