Bargeld vor dem Niedergang: Die Credit Suisse zahlte vor dem Kollaps ihren Bankern unkonventionelle Boni. Wie «Le Temps» mit Bezug auf die Wirtschaftsagentur Bloomberg schreibt, drückte die Bank ihren Mitarbeitern 1,2 Milliarden Franken in die Hand.
Die unüblichen CS-Auszahlungen sollten die durch die schlechten Konzernergebnisse schrumpfenden variablen Vergütungen ausgleichen. Der Geldregen verhinderte die grosse Abwanderungswelle jedoch nicht: Etwa 15 Prozent der Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr die Bank freiwillig verlassen.
Die UBS forderte zumindest einen Teil des Geldes zurück. Am 19. März schluckte die Grossbank die Credit Suisse und bot sogleich Hunderten von Bankern Rückzahlungspläne über mehrere Jahre an. Es gehe dabei um eine Gesamtsumme von rund 651 Millionen Franken, wie eine anonyme Quelle gegenüber Bloomberg sagt. Von der UBS beauftragte Anwälte drohten mit strafrechtlicher Verfolgung, falls die Mitarbeiter das geforderte Geld nicht zurückzahlten. Die UBS wollte auf Anfrage von «Le Temps» nichts dazu sagen.
Rückzahlung keine Seltenheit
Dass Mitarbeiter, die ein Unternehmen verlassen, einen Teil ihrer Prämien zurückzahlen müssen, ist keine Seltenheit. Meist werden sie in Form von Aktienanteilen ausgeschüttet, die beim Ausscheiden vor der vereinbarten Frist vom Unternehmen verwehrt werden können. Doch wegen des fallenden Aktienkurses wählte die Credit Suisse Bargeld. Sie baute aber eine Klausel ein, damit die betroffenen Mitarbeiter einen Teil der Prämie zurückzahlen müssen, wenn sie die Bank vor Ablauf von drei Jahren verliessen.
Ob tatsächlich die ehemaligen CS-Mitarbeiter ihre Boni selbst zurückzahlen müssen, ist fraglich. Denn oft gewähren neue Arbeitgeber den Abgeworbenen eine Vertragsprämie. Sie soll den nicht erhaltenen Bonus oder den Teil, der zurückerstattet werden muss, abdecken.
Anfang April dieses Jahres, nach der Übernahme durch die UBS, strich der Bundesrat für 2022 alle Boni für die obersten Führungskräfte der Credit Suisse. Auch der variable Bonus für rund 1000 weitere Mitarbeitende wurde um mindestens 25 Prozent reduziert. (sak)