«Die UBS kann nun mit der CS machen, was sie will»
12:20
Blick-Wirtschaftsredaktor:«Die UBS kann nun mit der CS machen, was sie will»

Staatsgarantien beendet - keine Risiken mehr für Steuerzahler?
Das musst du über den UBS-Deal mit dem Bund wissen

Die UBS tritt von allen Staatsgarantien im Zusammenhang mit dem CS-Deal zurück. Können sich die Steuerzahler nun zurücklehnen? Und warum kommt der Entscheid gerade jetzt? Blick liefert die Fakten.
Publiziert: 11.08.2023 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2023 um 13:32 Uhr
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Überraschende Wendung in der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Am Freitag gibt die Grossbank bekannt, schon alle Bundesgarantien aufzulösen.
Foto: keystone-sda.ch

Überraschende Wendung fünf Monate nach der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS. Am Freitag gibt die Grossbank bekannt, schon alle Bundesgarantien aufzulösen. Im Falle von grossen Verlusten der CS hätte der Bund bis zu 9 Milliarden Franken für die UBS übernommen.

Die UBS hat diesen Vertrag aber freiwillig per 11. August 2023 gekündigt. Die Bank zahlt dem Bund für die Bereitstellung der Garantien einen hohen Millionenbetrag. Ausserdem zahlt die UBS alle Liquiditätshilfen für die Übernahme zurück. Blick liefert die zehn wichtigsten Fakten.

UBS beendet Milliarden-Garantien

Einerseits hat die UBS den Garantievertrag des Bundes in der Höhe von 9 Milliarden gekündigt. Hätten ausgewählte Vermögenswerte der CS mehr als fünf Milliarden Verlust gemacht, hätte der Bund die UBS mit bis zu 9 Milliarden Franken unterstützt. Andererseits zahlt die UBS alle Liquiditätshilfen des Bundes zurück und verzichtet auf die Liquiditätsabsicherung des Bundes von bis zu 100 Milliarden Franken.

Die UBS hat die Risiken durchleuchtet

Wie die UBS in einer internen Mitteilung an ihre Mitarbeitende, die Blick vorliegt, schreibt, konnte sie die Vermögenswerte, welche durch den Garantievertrag gedeckt waren, inzwischen überprüfen. Zum Zeitpunkt der notfallmässigen CS-Übernahme war die Zeit zu knapp gewesen, um alle Werte zu prüfen. Die interne Überprüfung ist nun abgeschlossen. «Aufgrund dessen sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, die Gesamtkosten und die finanziellen Auswirkungen der Integration aus eigener Kraft zu tragen», so UBS-Boss Sergio Ermotti (63) seine Mitarbeitenden. Die UBS ist nach der Berechnung verschiedener Szenarien inzwischen überzeugt, dass der Verlust beim Abbau des entsprechenden CS-Portfolios unterhalb der 5-Milliarden-Marke bleiben wird.

Steuerzahler muss nicht mehr einspringen

Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sind damit aus dem Schneider. Und das deutlich schneller, als es vor 15 Jahren bei der Rettung der UBS während der Finanzkrise der Fall war. Die UBS steht auch nach der CS-Übernahme überaus solide da. Der heutige Entscheid lässt gar darauf schliessen, dass die Vorteile der Übernahme die Risiken deutlich überwiegen.

Restrisiko und offene Fragen

Trotzdem bleibt die neue Megabank für die Schweizer Volkswirtschaft und den Bund ein Risiko, sollte es künftig zu einer Bankenkrise kommen. Sollte die UBS von einer solchen erfasst werden, ist es kaum vorstellbar, dass die «Too-big-to-fail»-Regulierung wirklich greifen würde – und der Steuerzahler nicht erneut einspringen müsste. Grossbanken wie die UBS sind international stark verflochtet. Gerät eine Megabank in Schieflage, droht in der Bankenwelt ein Flächenbrand. Das hat der internationale Druck im Fall der Credit Suisse gezeigt.

Zeitpunkt ist kein Zufall

Ende Monat wird die UBS die Geschäftszahlen des zweiten Quartals präsentieren. Spätestens dann rechnen Experten damit, dass die UBS die Abbaupläne bekannt gibt. In der Megabank droht mehreren Zehntausend Angestellten die Entlassung. Auch in der Schweiz dürfte es viele Banker treffen. Mit der Beendigung der Garantien nimmt die UBS nun politische Ambitionen den Wind aus den Segeln, gegen einen solchen Radikalschlag vorzugehen.

Stärkere Regulierungen verhindern

Die Politik hat nach der CS-Übernahme bereits mit den Hufen gescharrt. Das linke Lager im Parlament hat für Grossbanken umgehend schärfere Regulierungen gefordert – und ist damit an einer bürgerlichen Mehrheit gescheitert. Mit dem heutigen Entscheid liefert die UBS ein Argument gegen strengere Regeln für den Finanzplatz. Auch Diskussionen über Einschränkungen bei Bankerboni dürfte die UBS damit einen Riegel schieben wollen.

Steuerzahler profitieren

Aktuell hat die UBS für die Liquiditätshilfen und Garantien rund 730 Millionen Franken bezahlt. 200 Millionen davon gehen an den Bund, der Rest an die Schweizerische Nationalbank. Für den Steuerzahler war die Notfall-Übernahme der CS bis anhin folglich ein guter Deal.

UBS lässt weitere Liquiditätsbezüge offen

Die UBS bezahlt 120 Milliarden an Liquiditätshilfen zurück. Dabei handelt es sich um die Mittel aus ELA+ (Emergency Liquidity Assistance+) sowie PLB (Public Liquidity Backstock). Die UBS kann sich an den Märkten refinanzieren. Offen sind noch Milliarden-Beträge via ELA (Emergency Liquidiy Assistance). Das ist jedoch absolut kein Grund zur Beunruhigung: Dieses Liquiditäts-Instrument der Schweizerischen Nationalbank ist für Banken zur Sicherstellung von flüssigen Mitteln üblich. Und auch das Instrument ELA+ bleibt weiterhin bestehen – und könnte von der UBS im Bedarfsfall wieder angezapft werden. Beispielweise, wenn im grossen Umfang Einlagen abfliessen.

Positive Reaktion der Märkte

Die UBS Aktie liegt nach der Bekanntgabe am Freitagvormittag fast 5 Prozent im Plus.

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Die Analysten der Bank Vontobel und JPMorgan werten die Nachricht positiv. Auch die Zürcher Kantonalbank äussert sich wohlwollend. Zwar komme die Ankündigung nicht überraschend, aber früher als von ihm erwartet, so Analyst Michael Klien. Er sei erst von einer Kündigung der Garantien per Anfang nächsten Jahres ausgegangen. Der Schritt zeige, dass das Risikoprofil der CS und der neuen UBS besser sei als zu Beginn der Übernahme vom Markt befürchtet.

UBS hat noch einen steinigen Weg vor sich

Die Integration der Credit Suisse wird die UBS noch auf Jahre hin beschäftigen. Die Übernahme bindet gewaltige personelle Ressourcen. Die CS-Risiken sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren abgebaut werden. Im Archegos-Fall konnte die UBS bereits Ende Juli eine Einigung kommunizieren. Die Bank muss an die US-Notenbank und die britischen Aufsichtsbehörden eine Busse von 388 Millionen Dollar bezahlen.

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