Im Gegensatz zum Vorjahr war das Wetter vielerorts nicht prächtig. Dennoch sorgten Quarantäne-Regeln und Corona-Risiken im Ausland dafür, dass es Schweizer wie schon im Sommer haufenweise in die Ferienkantone zog. Dort macht diese «zweite Welle» Hoteliers und Tourismus-Betrieben grosse Freude.
In Arosa GR ist Kurdirektor Pascal Jenny (46) mehr als zufrieden. Die Buchungen für die Herbstferien liegen sogar über dem Rekord-Vorjahr. Nicht einmal das Wetter trübt die gute Stimmung. «Natürlich zieht Wetter ohne Sonne pur immer weniger Kurzfrist-Buchungen an. Sprich, mit mehr Sonne wäre der gute Buchungsstand sogar noch besser», sagt Jenny. Er kann durchaus bestätigen, dass Schweizer fehlende ausländische Gäste kompensieren.
Nicht ganz so überschwänglich ist man in Davos GR. «Obwohl die Zahlen für den Herbst noch nicht bekannt sind, werden wir tendenziell unter dem Vorjahr abschliessen», sagt Samuel Rosenast, Sprecher der Destination Davos Klosters. Dennoch: Es kamen mehr Gäste aus der Westschweiz zum ersten Mal nach Davos.
Im Tessin will man sich nicht beschweren
Goldener Herbst auch im Tessin. «Es sind mehr Schweizer Gäste gekommen», sagt Jutta Ulrich, Sprecherin von Tessin Tourismus. Aber über das Jahr gerechnet reiche es trotzdem nicht. «Im Vergleich zu anderen Regionen dürfen wir uns nicht beschweren und sind dankbar, dass uns die Schweizer die Treue gehalten haben.»
Ulrich zu den gefüllten Betten: «Die Hoteliers sind mehr als zufrieden mit den Buchungen im September und Oktober.»
Das Wetterpech
Schlechte Aussicht hat die Aletsch-Arena VS nicht wegen tiefen Buchungszahlen, sondern wegen dem Wetter. Valentin König (44), CEO der Aletsch-Bahnen, hat das trübe Wetter direkt gespürt: «Wegen den Wetterkapriolen inklusive Schneefällen und merklich tieferen Temperaturen hatten wir weniger Umsatz». Trotzdem ist er zufrieden mit den Herbstferien. Die Aletsch-Arena empfängt schon immer viele Schweizer Gäste und kann auch dieses Jahr davon profitieren.
Im Appenzellerland war das Wetter ebenfalls nicht so gut. «Letzte Woche waren wir trotzdem so gut ausgebucht wie im Sommer», sagt Stefan Heeb, Geschäftsführer des Romantik-Hotels Säntis. Nun hat er nur noch Schweizer Gäste oder Besucher, die in der Schweiz leben.
In Bern sind die Gefühle gemischt
Mehr Schweizer als sonst besuchen um diese Zeit auch das Jungfraujoch BE. Die Sprecherin der Jungfraubahnen spricht von einer «enormen Zunahme» gegenüber anderen Jahren. Dennoch schmerzt das Ausbleiben asiatischer Touristen.
Auch nach Gstaad im Berner Oberland kommen viele Schweizer zum ersten Mal. «Trotz allem dürfen wir zum Glück auch noch einige ausländische Gäste begrüssen», sagt Flurin Riedi (38), Tourismusdirektor der Destination Gstaad. Grosso modo erwartet er einen ähnlichen Buchungsstand wie im letzten Jahr. Natürlich sei der weitere Pandemieverlauf entscheidend.
Schwieriger steht es um klassische Destinationen für ausländische Gäste, zum Beispiel Interlaken BE. «Wir haben noch viel Platz. Jeder, der kurzfristig nach Interlaken möchte, ist herzlich willkommen», sagt Hotelier Thomas Dübendorfer (56). Normalerweise empfängt er 70 Prozent der Gäste aus dem Ausland. Die Schweizer kämen vor allem für Anlässe und Kongresse nach Interlaken, die nun ausfallen. Im Boutique-Hotel Bellevue fühle sich schon das ganze Jahr wie Nebensaison an.
Noch keine Einschätzung über den Verlauf der Herbstsaison kann Schweiz Tourismus machen. «Erste Resultate liegen uns erst Ende Oktober vor», sagt ein Sprecher. Die touristische Herbstsaison gehe ja noch ein paar Wochen – «bei gutem Wetter sogar bis weit in den November hinein».