Die wirtschaftliche Erholung und die Impffortschritte in der Corona-Pandemie sind auch an der Gründerszene in der Schweiz nicht spurlos vorübergegangen. Schweizer Start-up-Firmen konnten im Jahr 2021 mehr Geld aufnehmen als je zuvor. Einer der Gründe für den Boom sind lukrative Ausstiegsmöglichkeiten für Investoren durch das weit geöffnete Börsenfenster.
Konkret schlossen die Jungunternehmen im ersten Halbjahr 124 Finanzierungsrunden mit einer Gesamtsumme von 1,76 Milliarden Franken ab. Mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreshalbjahr mit 763 Millionen Franken und 105 Runden. Das teilt die Investorenvereinigung Seca mit.
Unter den Start-ups mit den acht grössten Investitionen befinden sich fünf Biotech-Unternehmen, ein klassisches Medtech-Unternehmen und eine Unternehmenssoftware-Firma. Angeführt wird das Feld durch das Fintech-Startup Wefox.
1. Wefox: 585 Millionen Franken
Das Schweizer Insurtech-Start-up wird auch immer wieder als deutsches Start-up bezeichnet, da es neben Zürich auch zahlreiche Mitarbeiter in Berlin hat. Wefox ist ein digitales Versicherungsportal, das mittels Technologie die Branche aufwirbeln möchte. Dabei geht es darum, dass Wefox Vermittler mit Kunden auf digitalem Weg zusammenbringt. Mit diesem Vorhaben hat Wefox im ersten Quartal eine Rekord-Finanzierungsrunde hingelegt. In einer Serie-C-Runde hat das Zürcher Start-up 585 Millionen Franken eingesammelt. Unter den Investoren sind SalesForce Venture oder LGT Capital Partners.
2. Nexthink: 162 Millionen Franken
Die Softwarefirma aus Lausanne hat mächtig Gas gegeben. 162 Millionen Franken sammelte Nexthink in diesem Jahr ein. Das Unternehmen entwickelt die «Digital Employee Experience»-Management-Software, die den Mitarbeitenden von Firmen das Leben einfacher machen soll. Nexthink ist in Europa und den USA tätig. Dias Unternehmen beschäftigt rund 700 Personen, davon 300 in der Schweiz.
3. Cequr: 108 Millionen Franken
Auf dem dritten Platz landet ein Start-up aus Luzern. Der Standort gilt nicht unbedingt als einer der Schweizer Start-up-Hubs, aber das Medtech-Unternehmen Cequr hat sich dank einem ausgeklügelten Insulin-Batch für Diabetes-Erkrankte einen Namen gemacht. Dieser Batch soll den Alltag von Betroffenen erleichtern. Die Idee hat auch einige Geldgeber angelockt, darunter auch die Credit Suisse mit ihrem Entrepreneur-Capital-Arm. Am 14. April 2021 hat Cequr in einer Finanzierungsrunde die stolze Summe von 108 Millionen Franken erhalten.
4. Numab: 100 Millionen Franken
Das Biotech-Start-up aus Zürich hat sich bereits bei früheren Finanzierungsrunden einen Namen gemacht. Ihr Geschäftsmodell: Sie produzieren eine neue Art von Therapeutika für schwere Krankheiten wie chronische Entzündungen oder Krebs. Dabei punktet das Start-up mit einer Plug-and-Play-Plattform, die dazu beiträgt, schneller spezifische Biotherapeutika zu entwickeln. Dieses Vorgehen hat auch die Investoren zu einer Serie-C-Finanzierunsrunde bewogen, die insgesamt 100 Millionen Franken eingebracht hat.
5. Bright Peaks: 96 Millionen Franken
Neben Zürich ist Basel der Start-up-Hotspot der Schweiz, vor allem im Bereich Biotech. Dort ist auch das Basler Start-up Bright Peaks tätig. Es entwickelt die nächste Generation von Proteintherapeutika, die vor allem in dem grossen Feld der Immun-Onkologie-Therapeutika vielversprechend ist. Das hat auch eine illustre Runde von Kapitalgebern versammelt: Versant Ventures, RA Capital Management oder auch die Qatar Investment Authority. In einer Serie-B-Runde haben sie dem Start-up 96 Millionen Franken zugewiesen.
6. Monte Rosa: 88 Millionen Franken
Nochmals ein Unternehmen aus Basel. Die Biotechnologiefirma Monte Rosa entwickelt ein Portfolio neuartiger niedermolekularer Präzisionsarzneimittel, die die natürlichen Mechanismen des Körpers nutzten, um therapeutisch relevante Proteine selektiv abzubauen. 88 Millionen Franken sammelte Monte Rosa im Jahr 2021 bislang ein.
7. Alentis: 60 Millionen Franken
Auch aus Basel stammt das Start-up Alentis Therapeutics. Es erforscht und entwickelt neuartige Medikamente zur Behandlung von fortgeschrittenen Lebererkrankungen wie Leberfibrose, Zirrhose und Leberkrebs. Dabei arbeitet Alentis eng mit Universitäten und anderen Forschungsstätten zusammen. Die Finanzierungsrunde Mitte Juni hat dem Start-up frisches Kapital von 60 Millionen Franken eingebracht.
8. Oculis: 52 Millionen Franken
Aus dem Kanton Waadt stammt das Start-up Oculis. Es hat neuartige Augentropfen auf den Markt gebracht, die nicht-invasiv funktionieren und das Leben von Patienten mit Erkrankungen der Netzhaut oder der vorderen Augenpartie erleichtern soll. In einer Serie-B-Finanzierung hat das Biotech-Start-up von Investoren wie VI Partners, BVCF, Wille Finance nun 52 Millionen Franken erhalten.