In der Energiekrise werden Atomkraftwerke in weiten Teilen der Bevölkerung plötzlich wieder salonfähig. Zu gross ist die Angst vor einem im wahrsten Sinne des Wortes kalten Winter und einem Energieengpass, der die Wirtschaft lahmlegt. Bloss: Kernkraftwerke brauchen Brennstäbe. Die bestehen aus Uran. Und dieses kommt häufig aus Russland.
Der Stromkonzern Axpo hat nach Ausbruch des Ukraine-Krieges versichert, kein Uran aus Russland mehr zu importieren. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, sieht es nun aber danach aus, dass dem nicht so ist. Denn ein russisches Schiff ist unterwegs nach Europa. An Bord soll es Brennstäbe transportieren. Davon gehen Umweltorganisationen aus.
Exportbewilligungen für die Schweiz
Michail Dudin heisst der Frachter, der 1996 vom Stapel gelaufen ist. Benannt nach dem bekannten russischen Dichter. Die aktuelle Fracht des Schiffs ist von St. Petersburg aus nach Lingen (D) in Niedersachsen unterwegs. Endstation ist das allerdings nicht: Die strahlende Fracht sei für die Schweiz bestimmt.
Beweise dafür gibt es laut dem «Tages-Anzeiger» nicht. Aber stichhaltige Indizien. So sollen deutsche Behörden Exportbewilligungen für die Schweiz erteilt haben. Etwa am 22. September für 44 Brennelemente im AKW Beznau, das der Axpo gehört. Schon im Juni gab es laut dem Bericht eine Genehmigung fürs AKW Leibstadt – und zwar gleich für 80 Brennelemente. In Leibstadt ist die Axpo Hauptaktionärin.
Keine Sanktionen gegen Atomenergie
Was sagt die Axpo? Details der einzelnen Transporte kenne sie nicht. Man schliesse aber nicht aus, dass die Fracht für Beznau oder Leibstadt bestimmt sei. Und: Es bestünden vertraglich geregelte Abnahmeverpflichtungen mit Lieferanten. Ohne Sanktionen könne man entsprechende Lieferungen nicht einfach so ablehnen. In der Tat: Kernenergie fällt nicht unter die Sanktionen. Und doch will sich die Axpo künftig unabhängig von russischen Lieferanten machen.