Wer kürzlich in Deutschland eingekauft hat, weiss: Die Preisdifferenz zur Schweiz hat etwas abgenommen. Zwar sind die meisten Konsumgüter beim nördlichen Nachbarn weiterhin günstiger. Aber die dortige Inflation ist deutlich höher als in der Schweiz. Im Februar lagen die Konsumentenpreise im Schnitt 8,7 Prozent über dem Vorjahresmonat; bei den Lebensmitteln war er mit 22 Prozent noch deutlicher. Die Preisschere zur Schweiz mit ihrer Mini-Inflation von unter 3 Prozent müsste sich schliessen.
Das ist aber bei weitem nicht überall der Fall. Zum Beispiel bei Möbeln: Bei Ikea Deutschland kostet das Bettsofa Kivik Tibbleby 349 Euro, in der Schweiz aber 799 Franken, wie «20 Minuten» festhält. Angesichts dessen, dass der Euro und der Franken aktuell etwa gleichwertig sind, beträgt die Preisdifferenz zur Schweiz satte 129 Prozent.
Ikea erklärt gegenüber der Zeitung, dass rund die Hälfte der Ikea-Produkte in der Schweiz gleich teuer oder gar günstiger als in Deutschland sei. Bei der anderen Hälfte beträgt die Preisdifferenz im Schnitt 20 Prozent. Ikea begründet dies damit, dass man für den grösseren Markt Deutschland zu besseren Konditionen einkaufen könne und die Kosten etwa für Logistik und Gehälter niedriger seien.
Etwas höhere Kaufkraft, viel höhere Preise
Ein Blick auf die Online-Seiten des Accessoire-Unternehmens Claire's zeigt Ähnliches. Für einen Club Sherpa Pinguin-Rucksack müssen Schweizer 27 Franken hinblättern, im Euro-Raum kostet derselbe Rucksack 15 Euro. Also fast die Hälfte. Labordiamant-Ohrringe mit Gold-Einfassung kosten im Euro-Raum 99,99 Euro, in der Schweiz 169,90 Franken.
Klar: Schweizer haben höhere Löhne und eine tiefere Steuerbelastung, da sind höhere Konsumkosten nachvollziehbar. Aber kaum Preisdifferenzen von 100 Prozent und mehr. Es ist auch nicht so, dass sich die Schweizer auch überrissene Preise locker leisten könnten. Laut dem jüngsten OECD-Index liegt unsere Kaufkraft nur 13 Prozent über jener der deutschen Nachbarn.