Trotz der gestern angekündigten grossen Lockerungsschritte: Die Konsumentenstimmung im Inland muss sich laut KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm zuerst richtig erholen.
Zusätzlich habe die Schweiz als Exportland das Problem, dass die internationale Konjunktur noch lange nicht wieder so laufe wie vor der Krise, sagt Ökonom Sturm in einem Interview mit den Tamedia-Medien. Sturm: «Wir sind weit, weit von einer Normalisierung entfernt.»
In vielen Ländern sei die gesundheitliche Krise noch nicht überwunden. Das gelte nicht zuletzt für die USA, Grossbritannien und für Länder der Europäischen Union, die für die Schweizer Unternehmen wichtige Absatzmärkte seien.
Krise hat erst richtig begonnen
Eine Rezession sei unvermeidlich. Zwar dürfte es im Detailhandel und bei einzelnen Dienstleistungsbranchen eine Erholung geben. In der Industrie sei jedoch zu befürchten, dass die Krise erst richtig begonnen habe. Die Auftragsbücher leerten sich.
Und dort, wo es Aufträge gebe, komme es zu Produktionsengpässen, weil Lieferketten unterbrochen seien und deshalb Vorleistungsprodukte fehlten. In diesen Branchen werde die Krise noch sehr viel länger dauern, prognostiziert Sturm.
Die Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft, die Bund und Kantone ergriffen hätten, bereits wieder aufzuheben, sei problematisch. Ein zu rasches Ende könne zu Arbeitslosigkeit führen. Nicht alle Unternehmen dürften rasch aus der Kurzarbeit herauskommen.
Motor wieder in Gang bringen
Der Staat sollte sich überlegen, wie er den Motor der Wirtschaft wieder in Gang bringen könne, sagt Sturm. Zum Beispiel könnte die Nationalbank eine Erhöhung der Sozialbeiträge verhindern, indem sie die Arbeitslosenversicherung stütze.
Auch könnte das in der Not geschaffene Instrument der Kredite vorläufig beibehalten werden, um auf diese Weise Investitionen der Unternehmen anzukurbeln. Trotz aller Bemühungen werde die Arbeitslosigkeit steigen. Die KOF rechnet in diesem Jahr im Schnitt mit einer Quote von 3,6 und für 2021 mit 4,3 Prozent. (SDA)