Tourismus-Direktor richtet Appell an Deutschschweizer Bevölkerung
Macht das Tessin zu eurer «Herzensangelegenheit»

Die Wiedereröffnung des Hochgeschwindigkeit-Zugverkehrs ins Tessin ab dem kommenden 2. September 2024 kommt für die Tourismusverantwortlichen im Tessin keinen Tag zu früh. Sie sind dringlich auf eine gute Herbstsaison angewiesen. Und appellieren an die Deutschschweizer.
Publiziert: 31.08.2024 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2024 um 09:10 Uhr
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Das Tessin hofft auf einen goldenen Herbst (im Bild das Castello Sasso Corbaro in Bellinzona).
Foto: redesign.swiss

Auf einen Blick

  • Tessin hofft auf mehr Herbsttouristen trotz bislang mieser Saison
  • Die Schliessung des Gotthard-Bahntunnels und das schlechte Wetter beeinträchtigten den Tourismus 2024 stark
  • Der Rückgang bei den Tagestouristen betrug bislang 15 Prozent
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Das Tessin steckt im Touristentief. Die Sonnenstube gehört im laufenden Jahr zu den Verliererkantonen. Der Frühsommer war nasskalt und an den Spitzentagen zu Ostern, Auffahrt und Pfingsten goss es im Süden jeweils wie aus Kübeln. Tödliche Unwetter suchten das Maggiatal und das Val Bavona heim. Teile der wichtigen San-Bernardino-Route im Juni wurden verwüstet. Kurz: Touristinnen und Touristen machten einen Bogen um den Kanton. 

Die Hoffnung ruht nun auf der Herbstsaison. Dafür braucht es die Hilfe der Landsleute, heisst es bei Tourismusverantwortlichen. Angelo Trotta (59), Direktor von Ticino Turismo, appelliert an die Schweizer Bevölkerung, im Herbst doch Ferien im Südkanton zu verbringen und nicht im Ausland nach Palmen, Strand und Sonne zu suchen.

«Ich wünsche mir, dass das Tessin für möglichst viele Schweizer eine Herzensangelegenheit ist», sagt Trotta zu Blick. Dem Direktor spielt in die Hände, dass die Autobahn A13 zwischen Lostallo und Mesocco GR ab dem Dienstagmorgen wieder vollständig für den Verkehr freigegeben ist. Nach den schweren Unwettern vom 21. Juni 2024 war der Autobahnabschnitt für zwei Wochen gesperrt. Dank zügiger Wiederaufbauarbeiten stand bereits seit dem 5. Juli pro Fahrtrichtung eine Spur zur Verfügung. Und dank der vollständigen Wiedereröffnung des Hochgeschwindigkeit-Zugverkehrs durch den Gotthard-Basistunnel am 2. September, hofft Ticino Turismo nun auf eine Aufholjagd. 

Der Bahnverkehr ist wesentlich: Laut Trotta kommen 64 Prozent der Tagesausflügler per Bahn ins Tessin. Bei jenen, die einen längeren Ferienaufenthalt im Tessin planen, ist es umgekehrt: Da nehmen 75 Prozent das Auto. «Wir hoffen auf einen goldenen Herbst», sagt Trotta.

Regierungsrat Gobbi springt Tourismus-Direktor zur Seite

Dem Zufall wird nichts überlassen. Prominente Unterstützung erhält er dafür von politischer Seite. Gegenüber Blick erklärt der Tessiner Regierungsrat Norman Gobbi (47), er stehe in engem Austausch mit Ticino Turismo, was die Marketing-Kampagnen, speziell jene für den Herbst anbelangt.

Kein Wunder: Der Tourismus macht rund 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Kantons aus, mehr als 10 Prozent der Tessiner Beschäftigten sind in der Tourismusbranche tätig. Die wirtschaftliche Bedeutung für das Tessin ist also sehr hoch. «Ich denke dabei nicht nur an Übernachtungszahlen, sondern auch an den Tagestourismus, der für unseren Kanton – zusammen mit Eigentümern von Zweitwohnungen – einen wichtigen Teil des gesamten Einkommens darstellt», sagt Gobi. Tatsächlich betrug der Rückgang der Tagestouristen aus der Deutschschweiz rund 15 Prozent, gemäss Schätzungen von Tourismus-Direktor Trotta.

Genau aus diesem Grund habe die Schliessung des Eisenbahn-Basistunnels «erheblichen Schaden» angerichtet, ergänzt Gobbi. Auch er appelliert an die Deutschschweizer, einen «unvergesslichen Herbst» im Tessin zu verbringen. 

Nicht alle Hoteliers blasen Trübsal

Das hofft auch die Migros. Sie ist Eigentümerin der beliebten Monte-Generoso-Bahn, die zwischen April und Juni laut «SDA» fast 20 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr verzeichnete. Der Rückgang der Hotelübernachtungen beträgt laut Ticino Turismo 5,8 Prozent im ersten Halbjahr 2024 gegenüber der Vorjahresperiode.

Dabei blasen nicht alle Hoteliers Trübsal. Obwohl kurzfristige Reservationen insbesondere in der ersten Jahreshälfte fast ganz ausblieben, bewege sich das Centro Magliaso in Magliaso TI auf Vorjahresniveau, sagt Hotelier Roland Fischer (58). «Das schlechte Wetter spüren wir vor allem in unseren Gastronomie-Betrieben – ein Regentag beschert uns jeweils die Hälfte unserer üblichen Umsätze.»

Ivan Zorloni (62), Direktor des Grand Hotel Villa Castagnola in Lugano TI, stellt bei Übernachtungen und Gastronomie keine Einbrüche fest. Trotzdem hoffen beide, im Herbst die Übernachtungszahlen steigern zu können. Und dass das Tessin für die Schweizer Bevölkerung tatsächlich eine «Herzensangelegenheit» ist.

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