Ben will nach Berlin. Am liebsten mit dem Zug und über Nacht. In der Schweiz kann er auf das beste Eisenbahnnetz Europas zählen. Das befand vor ein paar Jahren der «European Railway Performance Index». Top sind Pünktlichkeit, Passagier- und Sicherheit. Bei Nachtzügen hat das Angebot der SBB aber grosse Lücken.
Im Jahr 2009 stellte die Schweiz ihre eigenen Linien ein. «Unrentabel», hiess es damals. Dann brachte der Klimawandel die Wende: Die Nachfrage stieg, die Politik machte Druck, die SBB kooperierten mit europäischen Partnern. Inzwischen sind auf der SBB-Website Verbindungen mit Euronight-Zügen oder dem Nightjet der ÖBB abrufbar. Aber wie bucht man am besten?
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Bei den SBB buchen – ein Versuch
Ben will im Oktober von Basel nach Berlin. Zweite Klasse, ohne Halbtax, so günstig wie möglich. Auf der SBB-Website erfährt er, dass die Züge jeden Abend fahren. Beim ersten Buchungsversuch legt er einen unerwarteten Halt ein: Error 503. Beim nächsten Anlauf klappt es. Das günstigste Angebot für den 11. bis 15. Oktober (Stichtag der Suche: 13.7.):
- Liegewagen: 90 Franken Sparpreis für die Hinfahrt im 6er-Abteil, 167 Franken Normalpreis für die Rückfahrt im 6er-Abteil. Total: 257 Franken.
- Schlafwagen: 130 Franken Sparpreis für die Hinfahrt im 3er-Abteil, 140 Franken Sparpreis für die Rückfahrt im 3er-Deluxe-Abteil. Total: 270 Franken.
Weil Ben zeitlich flexibel ist, schaut er sich die Woche darauf an:
- Liegewagen: 178 Franken Normalpreis für die Hinfahrt im 4er-Comfort-Abteil, 167 Franken Normalpreis für die Rückfahrt im 6er-Abteil. Total: 345 Franken.
- Schlafwagen: 170 Franken Sparpreis für die Hinfahrt im Double-Deluxe-Abteil, 150 Franken für die Rückfahrt im 3er-Deluxe-Abteil. Total: 320 Franken.
Das bedeutet: Der Vergleich von verschiedenen Reisetagen lohnt sich. Der komfortablere Schlafwagen ist nicht unbedingt teurer als der Liegewagen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Wie sieht es bei anderen Anbietern aus?
Eine Freundin rät Ben, bei der Deutschen Bahn zu buchen. Die Züge sind dieselben, die Preise unterscheiden sich nicht stark, sind aber doch tiefer:
- Liegewagen: 89.90 Euro Sparpreis für die Hinfahrt im 6er-Abteil, 139.90 Euro Sparpreis für die Rückfahrt im 3er-Deluxe-Abteil. Total: 229.80 Euro oder 222 Franken. Differenz: 35 Franken.
- Schlafwagen: 129.90 Euro Sparpreis für die Hinfahrt im 3er-Abteil, 139.90 Euro Sparpreis für die Rückfahrt im 3er-Deluxe-Abteil. Total: 269.80 Euro oder 260 Franken. Differenz: 10 Franken.
Am zweiten Wochenende geht der Unterschied ins Geld: Bei der Deutschen Bahn kostet der Liegewagen 115 Franken weniger als bei den SBB, der Schlafwagen ist 41 Franken günstiger.
Das bedeutet:Wer mit dem Zug ins Ausland will, sollte die Anbieter vergleichen. In Italien lohnt sich ein Blick auf Trenitalia, in Frankreich auf SNCF, in Österreich auf ÖBB.
Ein neues Portal hilft beim Vergleichen
Bei einer Flugreise ist ein Preisvergleich einfach. Zahlreiche Portale ermitteln den günstigsten Flug: rund 90 Franken nach Berlin und zurück. Es gibt zwar auch für Züge Vergleichsportale – etwa trainline.com oder omio.com –, sie sind aber weniger übersichtlich. Oft bleibt nichts anderes übrig, als Reisetage und Anbieter einzeln anzuklicken.
Timo Grossenbacher hatte dazu keine Lust. Blick porträtierte den 35-jährigen Programmierer und Tamedia-Journalist, der regelmässig zu seiner Freundin nach Amsterdam reist. Weil die Zugsuche so umständlich war, stellte er kurzerhand eine eigene Website auf die Beine. Der Algorithmus von night-ride.ch sucht mehrmals täglich Verbindungen auf dem Europareise-Ticketshop der SBB und dem Nightjet-Portal der ÖBB. Das erspart nicht nur mühsame Klicks – auch ein Preisvergleich ist auf einen Blick möglich. Leider können die Passagiere nicht weiter als drei Monate in die Zukunft planen.
Die SBB versprechen übrigens, das Nachtzugnetz auszubauen – dies allerdings schon seit Jahren. Es geht zwar voran, bisher aber im Bummlerzug-Tempo.