Die Teuerung steigt und schlägt aufs Portemonnaie. Oder auch auf den Magen. Denn erste Produkte, die zu Hause im Vorrats- und Kühlschrank stehen, kosten nun an der Supermarktkasse plötzlich mehr. Mal sind es lediglich ein paar Rappen, mal mehrere Franken. «Oder es ist weniger in der Verpackung, zum gleichen Preis», sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder (56). Versteckte Preiserhöhung nennt man das. Doch derzeit machen die meisten kein Geheimnis um höhere Preise.
Zum Beispiel Mark Schneider (56), Chef des weltgrössten Lebensmittelproduzenten Nestlé. Dessen Marken von Nesquik, Nespresso, San Pellegrino, Maggi, Thomy oder Buitoni-Pizza bis hin zu Spezialhundefutter finden sich praktisch in jedem Haushalt oder jeder Gastroküche. «Uns ist es gelungen, in fast allen Regionen höhere Preise durchzusetzen», sagt Schneider gestern bei der Vorstellung der Quartalszahlen.
Nestlé hat von Januar bis März die Preise kräftig angehoben, im Schnitt um gut fünf Prozent! Seit 14 Jahren gab es beim Konzern keine so hohen Preissteigerungen mehr. «Das war nötig, um der hohen Kosteninflation entgegenzuwirken», so Schneider.
Coop-Tagesmenüs schlagen auf
Die Marktmacht des Westschweizer Lebensmittelriesen ist enorm, auch bei den Einkäufern von Coop und Migros. Bei den Grossverteilern steigen die Preise ebenfalls. Das spüren Kunden auch in deren Restaurants, wie die beiden Unternehmen auf Anfrage von Blick bestätigen. Coop spricht von «Preisforderungen verschiedener Lieferanten». Laut Sprecher Kevin Blättler wurden in den Coop-Restaurants jüngst Preiserhöhungen bei «einigen Hauptgerichten» vorgenommen. «Diese betragen durchschnittlich einen Franken.»
Grund sei die Teuerung bei vielen Zutaten. Die Preiserhöhungen treffen vor allem den Grillbereich und die Tagesmenüs. Beispiel: Das panierte Kalbsschnitzel kostet neu 19.95 statt 18.95 Franken, das Tagesgericht mit Fleisch oder Fisch schlägt ebenfalls um einen Franken auf 15.95 Franken auf.
Migros erhöht die Kaffeepreise im Restaurant
Die Genossenschaft Migros Zürich kann für die Restaurants «eine pauschale Preiserhöhung nicht beziffern», so Sprecherin Annabel Ott. Aber: «Aufgrund der steigenden Rohstoffpreise wurden in unseren Migros-Restaurants und Take-aways in dieser Woche die Preise für Kaffeeheissgetränke im Durchschnitt um 20 Rappen erhöht.»
Der orange Riese betreibt auch Firmenkantinen. «Gegenwärtig gab es keine Preiserhöhungen in den von der Migros Zürich betriebenen Kantinen», so Ott.
Kantinenbetreiber kündigen Preiserhöhungen an
Anders tönt es bei der grossen Schweizer Kantinenbetreiberin ZFV mit rund 200 Partnerbetrieben, welche auch die Gastronomie im Parlamentsgebäude in Bern betreibt. Preiserhöhungen seien derzeit ein Thema, bestätigt ZFV-Sprecherin Livia Schönenberger. Über die künftigen Menüpreise bei konkreten Betrieben will sich ZFV allerdings nicht auslassen.
Keine Preisdetails auch von der SV Group. «Wir werden nicht umhinkommen, Preissteigerungen an unsere Kunden weiterzugeben», sagt Sprecherin Salome Ramseier. Darunter gebe es auch Kunden, die die höheren Preise nicht über teurere Menüpreise in ihren Restaurants weitergeben, sondern lieber die Subventionierung erhöhen möchten.