Tech-Gigant lenkt selber ein
Endlich Schluss mit nerviger Google-Werbung!

Weil Internet-Händler auf die Google-Datenbank zugreifen können, wird man nach jeder Produktsuche im Internet wochenlang mit Online-Werbung bombardiert. Das soll nun ein Ende haben.
Publiziert: 04.03.2021 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 19:54 Uhr
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Google sammelt alle Daten und Informationen, die der Nutzer bei der Suche hinterlässt. Bisher wurden die Daten an Drittanbieter verkauft, die so Produkte gezielter anbieten konnten.
Foto: AFP
Franziska Scheven

Jeder kennt es: Nach Flügen auf die Kanaren gegoogelt oder einen bestimmten Mantel gekauft? Prompt verfolgt einen die entsprechende Werbung auf jeder weiteren Webseite – und das über Tage oder gar Wochen! Das empfinden viele Nutzer als nervig – und teilweise auch als Verstoss gegen die eigene Privatsphäre.

Darauf will der Suchmaschinen-Gigant jetzt reagieren – freiwillig. Google verbietet ab nächsten Jahr, dass Daten des individuellen Trackings an Werbeanbieter verkauft werden dürfen. Das teilte der Mutter-Konzern Alphabet Inc. am Mittwoch mit.

Kritikern die Luft aus den Segeln nehmen

Die neue Regelung soll ab nächsten Jahr in Kraft treten. «Die digitalen Werbeanbieter müssen sich den wachsenden Sorgen der Menschen anpassen, die ihre Privatsphäre schützen wollen», sagt David Temkin (40), der bei Google für den Wandel verantwortlich ist, gegenüber dem «Wall Street Journal».

Der Grund für den Schritt: Stimmen von Datenschutz-Beauftragten und Regierungen wurden in letzter Zeit immer lauter. Sie kritisierten Google, persönliche Daten an Unternehmen zu verkaufen, die daraus kommerziellen Profit ziehen. Den Kritikern will der Konzern mit der Entscheidung nun die Luft aus den Segeln nehmen.

Krise für die digitale Werbeindustrie

Damit stürzt Google die bis dahin verwöhnte digitale Werbeindustrie in eine Krise. Bisher konnten Händler ihre Werbung speziell an Personen richten, die ihre Produkte entweder suchten oder die anhand der Browsing-History thematisch dazu passten.

So konnte beispielsweise ein Skischuh-Verkäufer dank der gesammelten Daten von Google, genau an diejenige Person Werbung richten, die gerade nach einer entsprechenden Ausrüstung gesucht hat. Das steigerte die Wahrscheinlichkeit enorm, dass der Kunde das Produkt tatsächlich am Ende online kaufen wird.

Suchverlauf-Daten stehen nicht mehr zum Verkauf

Mit der Entscheidung schneidet sich Google sich aber auch ins eigene Fleisch. Der Tech-Konzern verliert mit dem Verbot wichtige Einnahmen.

Über Google liefen im letzten Jahr 52 Prozent der gesamten digitalen Werbeausgaben weltweit. Das sind 292 Milliarden Dollar, wie das «Wall Street Journal» mit Bezug auf Zahlen von der digitalen Werbe-Beratungsfirma Jounce Media berichtet.

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