Wohl dem, der sich eine tiefe Franchise bei der Grundversicherung leisten kann. Der auch das nötige Geld für teure Zusatzversicherungen hat. Denn eine grössere Zahnbehandlung, ein Unfall oder gar eine schlimme Krebsdiagnose können ein Loch ins Haushaltsbudget reissen.
Wie schwer Heilungskosten im Schweizer Gesundheitssystem ins Gewicht fallen, hat erstmals eine Untersuchung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ans Licht gebracht. Die Studie zeigt auf, wie sich die Kosten nach Krankheitsgruppen und medizinischen Dienstleistungen aufteilen lassen. Dazu haben die Forschenden die Kosten von über 40 Krankheiten und Unfällen sowie für Präventionsarbeit untersucht, heisst es dazu im Kundenmagazin «Info Santésuisse» des Dachverbands der Krankenversicherer.
Auswahl an Krankheiten, die am teuersten sind
Krankheiten und Therapien | Anteil an Gesamtkosten des Systems (in Prozent) |
Psychische Erkrankungen (inkl. Sucht) | 14.3 |
Erkrankungen des Bewegungsapparats | 13.8 |
Neurologische Störungen (z.B. Demenz) | 8.5 |
Verletzungen | 8.4 |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen | 7.7 |
Andere nicht übertragbare Erkrankungen | 6.7 |
Tumore | 6.5 |
Mund- und Zahnerkrankungen | 6.0 |
Übertragbare Erkrankungen | 4.8 |
Erkrankung der Sinnesorgane | 4.5 |
Erkrankungen des Verdauungstrakts | 4.4 |
Nicht-Krankheiten (z.B. Check-ups) | 3.6 |
Prävention | 2.4 |
Hautkrankheiten | 2.2 |
Diabetes und Nierenkrankheiten | 2.1 |
Ernährungsmängel | 1.6 |
Chronische Erkrankungen der Atemwege | 1.5 |
Erkrankungen von Müttern und Neugeborenen | 1.1 |
Quelle: ZHAW (25.10.2023) | |
Die Tabelle zeigt: Psychische Erkrankungen machen den Löwenanteil aus, gefolgt von Erkrankungen von Armen und Beinen und neurologischen Erkrankungen wie Demenz. Simon Wieser, Gesundheitsökonom und Mitautor der Studie: «Die chronisch, nicht tödlichen Krankheiten machen den grössten Anteil an den Kosten im System aus.»
Zum Gruppentyp der Tumore sagt er: «Krebs hat gemessen an der Sterblichkeit zwar eine sehr hohe Krankheitslast, auch werden immer wieder die hohen Medikamentenpreise diskutiert, aber anteilsmässig sind die Kosten von Krebs nicht so hoch.» Der traurige Grund: Krebs ist tödlich, Arthrose nicht.
Der Zeitraum der Studienuntersuchung liegt zwar ein wenig zurück, doch für die Autoren der Studie ist klar: Auch heute nach Corona machen die psychischen Krankheiten einen grossen Anteil an den Kosten aus. Das zeigten die aktuell starke Nachfrage nach Therapieplätzen, stark ausgelastete Kinder- und Jugendpsychiatrien und die Kapazitäten, die dort ausgebaut werden. (uro)