Stromproduzenten verkalkulieren sich komplett!
Aprilwetter sorgte beinahe für Blackout

Das Wetter spielte im April verrückt. Die Stromproduzenten verkalkulierten beim Wintereinbruch ihre Solarproduktion komplett. Die Konsumenten kostet das jetzt 20 bis 30 Millionen Franken.
Publiziert: 30.04.2024 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2024 um 12:27 Uhr
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Der Schnee im April überraschte die Stromproduzenten.
Foto: IMAGO/Bernd März

Am Montag vor einer Woche stand die Schweiz vor einem Strom-Loch. Es fehlte die Leistung von einem Kraftwerk in der Grösse des AKW Leibstadt. Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid sprang ein und musste den Strom einkaufen. Der Haken? Der Strom war enorm teuer. Die Kosten von 20 bis 30 Millionen Franken tragen jetzt die Konsumenten – also wir alle!

Auslöser der gesamten Geschichte war das wechselhafte Aprilwetter, wie die «NZZ» berichtet. Nach sehr warmen Tagen am Anfang des Monats mit bis zu 25 Grad kam es ab Monatsmitte zum wiederholten Wintereinbruch. Am vergangenen Montag, dem 22. April, schneite es nochmals bis ins Flachland. Die Solarpanels waren vom Schnee zugedeckt.

Schlechte Prognosen

Die Krux: Verschneite Solarmodule produzieren keinen Strom. Damit haben die Stromlieferanten aber nicht gerechnet. Die Prognosen der Stromproduktion waren in der Folge schlecht. Mittlerweile beträgt die in der Schweiz installierte Leistung von Solarstrom über 6 Gigawatt. Es fällt somit ins Gewicht, wenn man sich hier grundlegend verschätzt.

Swissgrid organisiert aufgrund der Prognosen der Versorger und Produzenten den Netzbetrieb. Kommt es kurzfristig zu einer Abweichung vom Plan, muss zusätzlich Strom beschafft werden. So auch am 22. April. Wie Nicolas Schledermann, langjähriger Energiehändler bei der Firma Ompex, gegenüber der «NZZ» sagt, wurden zu Spitzenzeiten astronomische 12'000 Euro für eine Megawattstunde bezahlt. Normalerweise kostet eine solche um die 70 Euro.

Schledermann kann sich nicht daran erinnern, schon einmal ein ähnlich grosses Defizit gesehen zu haben. Ompex schätzt, dass es 20 bis 30 Millionen Franken gekostet hat, das Stromdefizit der Schweiz zu beseitigen. Das sind Kosten, die von den Stromversorgern letztlich auf die Konsumenten überwälzt werden.

Die Netzgesellschaft beschwichtigt

Swissgrid spielt die Sache gegenüber der Zeitung herunter: «Die Situation war nicht besorgniserregend.» Es seien genügend Kapazitäten in Schweizer Systemen vorhanden gewesen. Auf die Unterstützung der Nachbarländer war man nicht angewiesen.

Die Forderungen nach einer Reform des Preissystems werden dabei lauter. Es wäre eine Variante, wie das Problem trotz starkem Ausbau der Solarenergie beherrschbar bliebe. (wgr)

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