Foto: BLICK-Leser

Strafanzeige eingereicht
Der Butter-Knatsch liegt nun bei der Staatsanwaltschaft

Simon G. fühlt sich hintergangen. In der typischen Schweizer Butterverpackung «Die Butter» befindet sich neu Importbutter. Der Detailhandel oder die Milchverarbeiter zeigten sich gleichgültig, sagt er. Deshalb zieht er die Verantwortlichen nun vor Gericht.
Publiziert: 02.10.2020 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2021 um 16:50 Uhr
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Simon G. beschwert sich darüber, dass die Importbutter nun in der fast gleichen Verpackung wie die Schweizer Butter verkauft wird. Die Luzerner Staatsanwaltschaft bestätigt den Eingang seiner Strafanzeige.

Der Schweiz ist die Butter ausgegangen. Nun wird aus dem Ausland importiert. Aber weil es keine neue Verpackung für die Importbutter gab, wurde sie kurzerhand in die gleiche «Die Butter»-Folie wie das Schweizer Original eingewickelt – und erst noch zum gleichen Preis.

Die Empörung ist gross. Aber den Detailhändlern, Butterlieferanten und dem Bund scheint das erst mal wenig auszumachen. Es habe eben nicht genug «Zeit für die Schaffung einer neuen Marke» gegeben, segnet der Bundesrat die Entscheidung ab.

Ein Skandal, finden viele Konsumenten

Das ärgert die Konsumenten. Und einen ganz besonders: Simon G.* (60) fühlt sich hintergangen. Darum reicht er nun Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen ein.

«Die Verpackung ‹Die Butter› steht für Swissness, und dem vertraut der Kunde», sagt er. «Dass in der Verpackung nun deutsche Butter verpackt wird, ist für mich Betrug.»

«In Sachen Butter-Betrug»

Alles fing an, als Simon G. kürzlich im Denner seines Wohnortortes Breitenbach SO das gewohnte Buttermödeli der Marke «Die Butter» kaufen wollte. Dann der Schock zu Hause: Der Inhalt stammt nicht mehr aus der Schweiz, sondern aus Deutschland.

«Der Preis und die optische Aufmachung hatten mit Ausnahme des fehlenden Schweizerkreuzes auf der Packung den Kunden weiter in Sicherheit gewogen, das bekannte Markenprodukt ‹...› zu erwerben», heisst es in seiner Anklageschrift mit dem Titel «In Sachen Butter-Betrug» an die Staatsanwaltschaft Luzern.

Die Strafanzeige richtet sich in dem Fall gegen die Mopro Luzern, einen Ableger des grössten Schweizer Milchverarbeiters Emmi und an die Branchenorganisation Butter.

Nicht nur ein Schuldiger

Aber damit nicht genug. Simon G. geht dem Ganzen weiter auf den Grund. Deshalb will er auch nicht namentlich genannt werden. Bei der Mopro AG hört der Fall seiner Meinung nach nicht auf.

«Man muss auch schauen, wer die Rechte für die Marke ‹Die Butter› hat und diese nun einfach weggibt. Es geht hier auch um das Vertrauen der Kunden in die Schweizer Produkte», sagt er. «Ich grabe immer tiefer und will alle Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft ziehen.»

Staatsanwaltschaft bestätigt den Fall

Die Staatsanwaltschaft Luzern bestätigt den Eingang der Strafanzeige. «Wir können Ihnen bestätigen, dass die Anzeige eingegangen ist und bearbeitet wird», so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zu BLICK. Und da liegt sie wohl auch noch.

Denn bei der Dachorganisation von Mopro, bei Emmi, ist sie noch nicht angekommen. «Nein, es ist noch nichts bei uns eingegangen», bestätigt die Sprecherin der Organisation, Sibylle Umiker. Auch die Branchenorganisation weiss von nichts. «Uns ist nicht bekannt, dass eine Strafanzeige eingereicht wurde», so Geschäftsführer Peter Ryser gegenüber BLICK.

«Die Butter» schaut fast aus wie immer

Mit seinem Ärger ist Simon G. nicht allein. Auch andere Kunden fühlen sich übers Ohr gehauen. «Wenn schon Anke aus EU-Milch, dann ganz klar deklarieren und den Preis anpassen. Gleiche Verpackung und Preis wie für Schweizer Anke ist Beschiss am Kunden», schreibt eine BLICK-Leserin.

Die Verpackung von «Die Butter» sieht auf den ersten Blick tatsächlich gleich aus: silberbeschichtetes Papier, die typischen farbigen Streifen und in Grossbuchstaben die Aufschrift «Die Butter». Bisher stand das Produkt für Schweizer Butter und Schweizer Qualität.

Bundesrat und Detailhändler sehen kein Problem

Jetzt neu: Oben rechts fehlt das kleine Schweizerkreuz. Ausserdem ist auf der Rückseite ein Stempel zu sehen: «Hergestellt in der EU». Zugleich steht da aber auch, dass es sich um ein Schweizer Produkt handelt. Die Verwirrung ist perfekt.

Aber die Detailhändler interessiert das wohl nicht. Sie haben kürzlich die letzten Reserven der Schweizer Butter sogar noch in Aktionen verjubelt. «Ich verweise hier auf die Antwort des Bundesrates», so ein Migros-Sprecher. Die Regierung hat die derzeitige Deklaration nämlich abgesegnet.

«Bei verarbeiteten Lebensmitteln darf anstelle des Produktionslandes ein übergeordneter geografischer Raum angegeben werden», so der Bundesrat. «Damit ist die Angabe ‹hergestellt in der EU› für die importierte Butter korrekt und informiert die Konsumentinnen und Konsumenten klar über deren Herkunft.»

* Name der Redaktion bekannt


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