In der Schweiz hat das Covid-Zertifikat längst ausgedient: Weit weg scheinen die Zeiten, als man im Restaurant oder am Sportanlass das Smartphone mit dem alles entscheidenden QR-Code zücken musste.
Auch deshalb dürfte sich das Interesse an der vierten Impfung in Grenzen halten. Diese ist für die breite Bevölkerung seit dieser Woche gratis zugänglich. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt den zweiten Booster allen Personen über 18 Jahren. Besonders Menschen über 65 Jahren und solchen mit Vorerkrankungen wird die Auffrischung nahegelegt.
Zertifikate sind abgelaufen
Was viele Leute doch noch zum Booster locken könnte: Wenn dieser für Auslandsreisen wieder vorgeschrieben wäre. Doch im europäischen Umland und rund ums Mittelmeer sind alle Länder wieder ohne Impfnachweis zu bereisen. Gewisse Länder verlangen allerdings von Ungeimpften bei der Einreise noch einen negativen PCR-Test. So zum Beispiel Tunesien und Algerien.
Bei Interkontinentalreisen gibt es weiterhin Länder, die nur vollständig Geimpfte einreisen lassen. Stellt sich die Frage: Kommen doppelt Geimpfte noch rein, wenn es mittlerweile schon den zweiten Booster gibt und die Grundimmunisierung mehr als ein Jahr zurückliegt? In Europa sind Covid-Zertifikat standardmässig 270 Tage ab dem letzten Impfdatum gültig. Seit dem Booster ist bei vielen Schweizerinnen und Schweizern mehr Zeit verstrichen.
Grundimmunisierung reicht
Die USA verlangen von Nicht-US-Amerikanern bei der Einreise weiterhin eine vollständige Impfung. Gleiches gilt in China, Singapur und den Philippinen sowie in Peru, Kolumbien und Chile. Kanada und Japan hingegen haben die Impfpflicht bei der Einreise kürzlich abgeschafft.
Allerdings: Auch dort, wo die Impfung weiterhin vorgeschrieben ist, reicht nach aktuellen Vorschriften die Grundimmunisierung. Egal, ob diese bereits mehr als 270 Tage zurückliegt. Ein weiterer Booster ist für die Einreise nicht nötig.
Versicherungsnachweis bei Auslandsreisen
Gerade mit Blick auf den anstehenden Winter ist die Lage allerdings instabil und kann sich schnell ändern. Die vergangenen Pandemie-Winter waren geprägt von einem Flickenteppich unterschiedlicher Massnahmen. Frieder Voll (40) forscht an der Fachhochschule Graubünden zu Tourismus – und gibt Entwarnung: «Der Trend geht eindeutig dahin, dass Massnahmen weniger restriktiv werden. Dinge wie komplette Grenzschliessungen oder Einreise nur mit Impfung werden nach und nach wegfallen.»
Selbst wenn das Zertifikat bei Reisen erspart bleibt, hat die Pandemie doch weiterhin Auswirkungen auf internationale Touristen: Seit der Pandemie verlangen immer mehr Länder einen Versicherungsnachweis mit Auslandsdeckung. Damit wird sichergestellt, dass Touristen im Falle einer Erkrankung nicht das lokale Gesundheitssystem belasten.
Ebenfalls empfiehlt der Reiseexperte, sich auf mögliche lokale Einschränkungen einzustellen. «Einige FFP2-Masken in den Koffer zu packen, macht durchaus Sinn», sagt Frieder Voll. Und sowieso sei es sinnvoll, sich kurz vor Abreise noch einmal über die Corona-Vorschriften im Ferienort zu informieren.