Auf einen Blick
Das Loch im Velo-Schlauch flicken beim E-Bike, Kanten schleifen bei den Skis: Mit dem Aus von SportX gibt es immer weniger Werkstätten im Sporthandel, die solche Serviceleistungen anbieten. Wohl gerade deshalb plant der französische Sportwaren-Discounter Decathlon eine Werkstatt-Offensive in der Schweiz.
«Bis zum nächsten Sommer wollen wir die Zahl der Mechaniker in unseren Werkstätten verdoppeln», sagt Adrien Lagache, Direktor Services bei Decathlon Schweiz im Gespräch mit Blick. «In den nächsten zwei Jahren werden wir etwa 30 zusätzliche Techniker einstellen.» Jetzt bereits arbeiten in jeder der 38 Filialen des Sporthändlers Mechaniker, die gewisse Reparatur- und Serviceleistungen vornehmen. Zudem gibt es eine gesamtschweizerische Decathlon-Werkstatt mit rund 20 Angestellten. Damit nicht genug.
Mit dem zusätzlichen Personal will der Discounter zur Servicewerkstatt der Nation werden, noch mehr Reparatur-Aufträge annehmen und diese auch öfters express anbieten können. Heisst am selben Tag – oder in weniger als 24 Stunden. Natürlich mit Aufpreis.
Fahrräder und Inlineskates am gefragtesten
Die Mechaniker reparieren 23 verschiedene Produkttypen – von Ski über Velo bis hin zum Stand-up-Paddle. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Produkt von Decathlon stammt oder von einem anderen Händler. «Bisher sind Reparaturen von Fahrrädern, Elektrofahrrädern, Trottinetts sowie Inlineskates bei unseren Kunden sehr beliebt», so Lagache weiter. «Diese Dienstleistungen werden von den Schweizerinnen und Schweizern erwartet.»
Aktuell können 85 Prozent der Decathlon-Produkte repariert werden. Der Sporthändler arbeitet daran, die Reparaturfähigkeit auf 100 Prozent zu steigern. Wie viel die Reparaturleistungen zum Gesamtumsatz beitragen, wollte das Unternehmen nicht verraten.
Ab nächstem Jahr will der Discounter die Werkstattleistungen zudem mithilfe von Partnerbetrieben ausbauen. Auch jetzt bereits lagert Decathlon einen Teil der Skiwartung aus, um die Nachfrage zu decken.
Mehr Service: Wer keine eigenen Skier hat, kann diese beispielsweise bei Decathlon mieten. Der Sporthändler vermietet zudem Velos, Scooters, Fitnessgeräte oder Kayaks. Für Kindervelos gibt es sogar ein Mietabo. Pro Monat zahlt man beispielsweise 30 Franken für ein Mountainbike für Kinder von 9 bis 12 Jahren.
Bis zu acht Neueröffnungen im nächsten Jahr
Neben den Werkstätten investiert Decathlon in neue Filialen, kündigt Lagache an. «Für die kommenden zwei Jahre planen wir jeweils bis zu acht Neueröffnungen – hauptsächlich in der Deutschschweiz». Unter anderem öffnet 2025 der künftig schweizweit grösste Sportladen in Spreitenbach AG mit einer Fläche von 6000 Quadratmetern. Zudem eröffnen bereits diesen Monat zwei neue Filialen: am 22. November in Grancia TI sowie am 27. November im Sihlcity in Zürich. Dabei investiert der Sportwarenhändler bewusst in die Einrichtung der Läden. Letztere sollen zudem flächenmässig grösser werden.
Nach dem Ende von SportX ist Decathlon neben Ochsner Sport hierzulande der zweitgrösste Sportartikelhändler. Auch Ochsner Sport bietet in den schweizweit 77 Läden verschieden Reparaturleistungen an: In allen Filialen bringen Mechaniker Skis und Snowboards wieder auf Vordermann. In über 40 Filialen bietet Ochsner Sport zudem einen Velo-Service an. Je nach Filiale gibt es noch weitere Angebote, wie einen Schlittschuh- oder Bespannungsservice für Tennisschläger. Auch ein Rollenwechsel bei den Inlineskates oder das Bedrucken von Trikots gehört zum Angebot.
Decathlon hat ebenfalls versucht, sich die SportX-Filialen zu schnappen. Der Zuschlag erhielt jedoch Ochsner Sport. Der Sportartikelhändler kaufte der Migros 24 Filialen ab. Bis im März 2025 soll die Übernahme abgeschlossen sein. Auch Dosenbach übernimmt drei der Filialen von SportX. Was mit den übrigen 22 Standorten passiert, ist noch nicht bekannt. Vielleicht gelingt es Decathlon doch noch, einige Filialen aus dem Migros-Bestand abzustauben.