So trotzen Russen den Sanktionen
Schweiz-Ferien dank Dubai-Trick!

Trotz des Krieges in der Ukraine und den weitreichenden Sanktionen werben russische Reiseveranstalter weiterhin für Ferien in Westeuropa – unter anderem in der Schweiz. Doch die Anreise ist kompliziert, die Preise hoch.
Publiziert: 26.05.2022 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2022 um 10:43 Uhr
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Ein Bild aus alten Zeiten: Eine Gruppe russischer Touristen 2014 in Zürich.
Foto: Keystone
Levin Stamm

Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine schrieben Schweizer Touristiker Gäste aus Russland bereits wieder ab. Ausgerechnet als das Abflauen der Corona-Krise einen Aufschwung versprach! Im Jahr vor der Pandemie schliefen russische Touristinnen und Touristen rund 350'000 Mal in Schweizer Hotelbetten. Das ist zwar ein kleiner Anteil am gesamten Touristen-Kuchen. Doch erst kürzlich sagte Schweiz-Tourismus-Geschäfsleiter Martin Nydegger (51) im Gespräch mit Blick TV: «Die Zahlungsbereitschaft der russischen Gäste ist deutlich höher. Sie werden uns fehlen.»

Ein Blick auf die Webseiten russischer Reisebüros zeigt aber: Ganz weg bleiben die gutbetuchten Kunden in den Schweizer Luxushotels wohl doch nicht. Trotz zahlreicher Sanktionen des Westens, bewerben die russischen Touristiker geführte Touren in die beliebte Feriendestination Schweiz. Dabei umgehen sie die Sperre des EU-Luftraumes geschickt.

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Wegen Sanktionen – Umsteigen in Dubai

Da ist zum einen die PAC Group, ein 1990 gegründetes Reisebüro mit Hauptsitz in Moskau. Bis Kriegsbeginn war das Unternehmen auch in der Ukraine aktiv und hatte zwei Ableger in Kiew und Odessa. Ein Blick auf die Webseite des russischen Reiseveranstalters zeigt: Die Türen in die Schweiz stehen für russische Touristen mit dem nötigen Kleingeld weiterhin offen.

Das Top-Angebot der Russen-Touristiker: Glacier-Express, ein einwöchiger All-Inclusive-Trip mit Aufenthalten in Zürich, Bad Ragaz SG, St. Moritz GR, Zermatt VS und der Genfersee-Region. Auf der Website werden auch zahlreiche Luxushotels in Schweizer Grossstädten, den Kantonen Graubünden, Genf und Wallis aufgeführt. Das Angebot trifft ganz offensichtlich auf Nachfrage.

Interessantes Detail: Aufgrund der Sperrung des Luftraumes bedient sich die PAC Group für die Hin- und Rückreise dem Drehkreuz in Dubai. «Es ist nun möglich, Schweizer Städte über Istanbul, Dubai und Belgrad zu erreichen. Diese sind heute die wichtigsten Drehkreuze nicht nur für die Schweiz, sondern für Reisen in europäische Länder im Allgemeinen», wirbt die PAC Group beim russischen Verband für Reiseveranstalter. Da es keine direkten Linienflüge mehr gebe, sei die Nachfrage nach individuellen Reisen höher als für Gruppenreisen, so das Reisebüro weiter.

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Luftige Namen, teure Preise

Der Umweg mit einem Stopp in Dubai hat allerdings seinen Preis: Für eine Woche Schweiz-Ferien für zwei Personen müssen russische Reisende 450'000 Rubel hinblättern – das entspricht rund 7300 Franken, wobei ein Drittel des Betrages für den Flug selbst draufgeht.

Dass die PAC Group die Reise in die Schweiz inklusive Flug verkauft, ist eine Ausnahme.

Ein Blick auf andere Angebote russischer Reiseanbieter zeigt: Die unsichere Situation im internationalen Luftraum ist für viele Reiseveranstalter abschreckend.

Die KMP Group beispielsweise, ebenfalls mit Büros in Moskau und St. Petersburg, verkauft weiterhin ihre Schweiz-Reisen, aber unter luftigen Namen wie «Geheimnisse der alpinen Langlebigkeit» – ohne Flug. Für die einwöchige Reise verlangt der Anbieter mindestens 1600 Franken.

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