Finanzplatz gelassen, Werkplatz skeptisch
2:05
«Es schafft Unsicherheit»:Diese Folgen hat das Scheitern des Rahmenabkommens

So reagieren die einzelnen Branchen
Stromer warnen vor Blackout-Gefahr, Finanzplatz gelassen

Das Ende das Rahmenabkommens ist für die Wirtschaft nicht leicht zu verdauen. Es gibt zwar gewichtige Branchen wie den Finanzplatz, die mit dem Ergebnis leben können. Die Industrie tut sich damit bedeutend schwerer.
Publiziert: 28.05.2021 um 01:10 Uhr
|
Aktualisiert: 28.05.2021 um 08:37 Uhr
1/7
Der Maschinenindustrie drohen neue Handelshürden.
Foto: Keystone
Christian Kolbe und Nicola Imfeld

Am Tag eins nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU ist die Schweizer Wirtschaft geteilt. Der Finanzplatz gibt sich gelassen. Die Banken können gut damit leben, die Versicherungsbranche attestiert dem Bundesrat gar «Führungsstärke in einer schwierigen Ausgangslage». In anderen Branchen wachsen dagegen die Sorgenfalten.

Ohne ein Rahmenabkommen drohen der Maschinenindustrie neue Handelshürden. Das verschlechtert die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Industriefirmen. Deshalb sollte der Bundesrat nun den Schaden begrenzen und ein Reformprogramm einleiten, fordern die Maschinenbauer. Auch Freihandelsabkommen könnten helfen.

Die Medizinaltechnik-Industrie spürt die Folgen des Abbruchs als Erste. Die Medtech-Branche hat am Mittwoch den bisher barrierefreien Zugang zum EU-Binnenmarkt verloren, gilt nun bei der Anerkennung als «Drittstaat». Das heisst, Schweizer Unternehmen müssen ab sofort erhöhte Anforderungen für den Export ihrer Medizinprodukte in die EU erfüllen.

Verschärfter Fachkräftemangel

Für die Pharmaindustrie ist die EU ein zentraler Handelspartner. Nun drohen Mehrkosten aufgrund doppelter Zertifizierungen und Inspektionen sowie ein signifikanter Verlust der Standortattraktivität. Im schlimmsten Fall könnte der Strom von qualifizierten Arbeitskräften versiegen und der Ausschluss von lukrativen Forschungsprogrammen drohen. Gerade Corona hat gezeigt, wie wichtig die grenzüberschreitende Forschung und Zusammenarbeit sein kann.

Die Pflegebranche spürt zusätzliche Unsicherheit. Und das während einer Pandemie, die an sich schon eine Ausnahmesituation darstellt. Das grösste Problem: Der Fachkräftemangel könnte sich weiter verschärfen, sollten die Pflegekräfte aus der EU künftig ausbleiben.

Ohne geregelte Kooperation der Strombranche mit der EU drohen gravierende Systemrisiken und hohe Kosten für die Schweizer Stromkunden. Im Extremfall könnten sich Blackouts häufen. Es braucht ein Stromabkommen, sonst sind negative Folgen für die Schweiz wie auch für umliegende Länder nicht absehbar, insbesondere für Italien.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.